Frühes Nordtor des römischen Vindonissa entdeckt
Das Areal der Baugrube für das Neubauprojekt war bereits in den Jahren 1935−1939 grossflächig ausgegraben worden. Dennoch war zu vermuten, dass in größeren Tiefen noch mit intakten, seinerzeit nicht ausgenommenen römischen Überresten zu rechnen war. Dies bestätigten Baggersondagen im Februar, sodass ab September 2019 eine flächige Ausgrabung durch die Kantonsarchäologie erfolgte. Im Mittelpunkt des Interesses stand dabei der Spitzgraben eines frührömischen Lagers, welcher den Bauperimeter auf einer Länge von 35 Metern von West nach Ost durchquert.
Spitzgraben, Befestigungswall und eine Lücke
Wie erwartet konnte dieser frühe Spitzgraben sowie die Reste eines dahinterliegenden Befestigungswalles in der Baugrube in etwa zwei Metern Tiefe angetroffen werden. Glücklicherweise hatten die Ausgräber der Jahre 1935−1939 diese eher unscheinbaren Spuren seinerzeit im Boden belassen. Der fünf Meter breite und noch bis zu zwei Meter tiefe Spitzgraben war vom römischen Militär in den Boden eingetieft worden; südlich davon wurde mit dem Aushubmaterial eine rund 2,4 Meter breite Holz-Erde-Mauer errichtet. Von großer wissenschaftlicher Bedeutung ist die Tatsache, dass der Spitzgraben ganz im Westen des Grabungsareals endet und hier also eine Torsituation mit durchführender Kiesstrasse zu rekonstruieren ist.
Das frühe Lagertor
Vom frühen Holztor fanden sich zwar lediglich die Bodenverfärbungen seiner Standpfosten, die in mächtige Gruben eingelassen worden waren. Doch zeigen vergleichbare Funde in anderen römischen Truppenlagern, dass diese Pfosten zu einem mehrere Meter hohen Torturm gehörten, dessen Pendant westlich außerhalb der Baugrube wohl noch unberührt im Boden liegen dürfte. Zwischen beiden Tortürmen führte eine gekieste, wohl mindestens acht Meter breite Straße in das frühe Truppenlager des römischen Vindonissa.
2.000 Jahre Klinikgeschichte
Im übrigen Grabungsareal wurden zudem die Reste der ebenfalls bereits 1935−1939 ausgegrabenen Holz- und Steinbauten des jüngeren Truppenlagers angetroffen. Neben Fundamentresten von Mannschaftsbaracken fanden sich mehrere Mauerzüge des grossen Lagerspitals, gewissermassen der antike Vorläufer der heutigen Klinik Königsfelden. Eindrücklich erhalten hat sich ein über 1,8 Meter tiefer gemauerter Kanal, der einstmals wohl mit Steinplatten abgedeckt war und eine breite Kiesstraße des Legionslagers entwässerte. Die detailliert gezeichneten, aber nur schlecht verorteten Pläne der alten Ausgrabungen können dank exakter Neuvermessung nun erstmals georeferenziert und im heutigen Kataster verortet werden. Damit ist nicht nur der Gesamtplan des römischen Vindonissa in seiner Qualität verbessert, sondern es ergibt sich für künftige Ausgrabungen hiermit auch eine größere Planungssicherheit.
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