Forschungsteam legt weitere Deckengemälde im Tempel von Esna frei
Weitere Reliefs zeigten die Planeten Jupiter, Saturn und Mars sowie eine Reihe von Sternen oder Sternbildern, die in der Antike zur Zeitmessung verwendet wurden. Die Leitung des Gesamtprojekts liegt in den Händen von Hisham El-Leithy vom ägyptischen Ministerium für Tourismus und Antiken sowie Professor Christian Leitz von der Universität Tübingen.
»Darstellungen des Tierkreises sind in ägyptischen Tempeln sehr selten«, sagte Leitz: »Der Tierkreis selbst ist Teil der babylonischen Astronomie und taucht in Ägypten erst in ptolemäischer Zeit auf.« Die Forschung vermutet, dass das System der Tierkreiszeichen und der mit ihnen in Beziehung stehenden Sternbildern von den Griechen in Ägypten eingeführt und anschließend populär wurde. »Der Tierkreis wurde zur Dekoration privater Gräber und Sarkophage verwendet und war von großer Bedeutung in astrologischen Texten, z.B. in Horoskopen, die auf beschrifteten Tonscherben gefunden wurden«, sagte der Tübinger Wissenschaftler Dr. Daniel von Recklinghausen: »In der Tempeldekoration ist er jedoch selten: Abgesehen von Esna gibt es nur noch zwei komplett erhaltene Versionen, beide aus Dendera.«
Neben dem Tierkreis und den Sternbildern kamen bei der Restaurierung farbenprächtige Darstellungen von Schlangen, Krokodilen sowie unterschiedlichen Mischwesen zum Vorschein, darunter eine Schlange mit einem Widderkopf oder ein Vogel mit einem Krokodilkopf, dem Schwanz einer Schlange und vier Flügeln. Zudem entdeckten die Forschenden bei der Restaurierung Beschriftungen, die in der Wissenschaft bislang unbekannt waren. Im Tempel von Esna wurden die Farben fast 2.000 Jahre lang durch eine Schmutz- und Rußschicht überdeckt und auf diese Weise konserviert. Allerdings waren die Deckenbilder und Aufschriften durch die starke Verschmutzung jahrhundertelang auch kaum zu erkennen.
Vom Tempel in Esna, 60 Kilometer südlich des ägyptischen Luxor, ist nur noch die Vorhalle (der sog. Pronaos) erhalten, diese aber vollständig: Mit 37 Metern Länge, 20 Metern Breite und 15 Metern Höhe wurde der Sandsteinbau spätestens unter dem römischen Kaiser Claudius (41–54 n. Chr.) vor das eigentliche Tempelgebäude gesetzt und dürfte dieses in den Schatten gestellt haben. Die Lage mitten im Stadtzentrum hat wohl dazu beigetragen, dass die Vorhalle erhalten blieb und nicht wie andere Gebäude während der Industrialisierung Ägyptens als Steinbruch zur Gewinnung von Baumaterial genutzt wurde. Schon zu Napoleons Zeiten erregte der Pronaos in Fachkreisen große Aufmerksamkeit, da man ihn als Idealbeispiel altägyptischer Tempelarchitektur betrachtete. Die Restaurierungsarbeiten dauern bereits seit fünf Jahren an und wurden finanziell vom American Research Center in Egypt, der Ancient Egypt Foundation und der Gerda-Henkel-Stiftung gefördert.
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