Forschungskontinuität und Kontinuitätsforschung
Bewilligt wurde das Projekt "Forschungskontinuität und Kontinuitätsforschung – Siedlungsarchäologische Grundlagenforschung zur Eisenzeit im Baltikum", das am Landesmuseum Schloss Gottorf in Schleswig angesiedelt ist und in enger Kooperation mit dem Museum für Vor- und Frühgeschichte, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz durchgeführt wird.
Das ehemalige Ostpreußen ist in archäologischer Hinsicht zusammen mit seinen baltischen Nachbargebieten eine einzigartige Forschungsregion. Aufgrund des natürlichen Bernsteinreichtums und der verkehrsgünstigen Lage zwischen den verschiedenen geographischen Großräumen Europas waren die Landschaften an der südöstlichen Ostseeküste stets in Handelsaktivitäten und Migrationsprozesse einbezogen und nahmen von allen Seiten kulturelle Einflüsse auf. Insbesondere das erste nachchristliche Jahrtausend zeichnet sich durch eine außerordentliche Fundplatzdichte aus, die Ausdruck einer ungewöhnlichen Siedlungskontinuität ist und im gesamten Ostseeraum kaum Parallelen findet.
Das Vorhaben knüpft durch die digitale Konservierung und Erschließung der reichen Archivalien- und Realienbestände aus deutscher Zeit einerseits an die unterbrochene Forschungskontinuität der Archäologie der Vorkriegszeit an und verbindet diese mit der nachkriegszeitlichen Quellenbasis. Andererseits widmet sich das Projekt auf dieser Grundlage der Erforschung der Siedlungsdynamik im Baltikum anhand ausgewählter, beispielhafter Siedlungskammern unter Einsatz interdisziplinärer Methoden.
Unter Leitung von Prof. Dr. Claus von Carnap-Bornheim (Ltd. Direktor der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloß Gottorf) und Prof. Dr. Matthias Wemhoff (Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz) sollen in dem auf 18 Jahre angelegten Projekt mit einem jährlichen Fördervolumen von 345.000 € zunächst die umfangreichen Archivalienbestände erschlossen, quellenkritisch bearbeitet und digitalisiert werden. Dabei soll ein digitales Archiv entstehen, das länderübergreifend für wissenschaftliche Abfragen nutzbar ist und dieses reiche kulturelle Erbe Europas dauerhaft bewahrt.
Ausgehend von diesen Ergebnissen wird in einem zweiten Schritt ein Geographisches Informationssystem (GIS) aufgebaut, in dem die Datensätze geographisch exakt verortet werden können. Diese Sammlung wird durch Luftbilder, geologische Karten und Meßtischblätter ebenso wie durch historische Photos, Fundberichte und Ausgrabungspläne ergänzt. Ziel ist die Entstehung eines ›Archäologischen Atlas Westbaltikum‹, ein Corpuswerk, das die verloren geglaubten archäologischen und geographischen Informationen kritisch kommentiert zusammenführt und nachhaltig sichert. In einem dritten Schritt fließen die Ergebnisse in ein umfassendes archäologisches Forschungsprojekt, daß durch eine interdisziplinär orientierte Feldforschung eine der Grundfragen der baltischen Archäologie aufgreift: nach der Kontinuität der Besiedlung.
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