Forschung zu den Ursprüngen der Feuerherstellung wird ausgezeichnet
Feuer ist bis heute eine bedrohliche und gleichzeitig faszinierend Urgewalt. Seine Kontrolle und erst recht die gezielte Herstellung waren wichtige Schritte auf dem Weg der menschlichen Entwicklung, heute gründet ein Großteil unserer Lebenswelt auf der Beherrschung von Energiequellen. Doch die Ursprünge dieses menschlichen Verhaltens liegen weitgehend im Dunkeln. Sorensen hat sich der Frage gewidmet, wann Menschen anfingen Feuer herzustellen. Sichere Hinweise gibt es in Europa nur für anatomisch moderne Menschen; häufig wird bezweifelt, dass auch Neandertaler in der Lage waren, Feuer herzustellen.
Sorensen hat diese Frage aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Er untersuchte kritisch die Annahme, Neandertaler hätten nur das Feuer von Blitzeinschlägen genutzt und auch dies nur selten, weil in der Eiszeit Gewitter weniger häufig vorkamen. Zudem entwickelte er mit einem Kollegen das computergestützte Model »fiReproxies«, mit dem sich bewerten lässt, ob erhitzte Steine ein Hinweis auf Feuernutzung sind, wenn sonstige Spuren für Feuerstellen fehlen.
Der wichtige dritte Teil seiner Arbeit war die Suche nach direkten Hinweisen auf die Herstellung von Feuer. Einer der frühesten Belege dafür war bislang eine Knolle aus dem Mineral Schwefelkies (auch Pyrit genannt) mit Gebrauchsspuren: Sie wurde in den ca. 40.000 Jahre alten Aurignacienschichten des Vogelherd gefunden, eine der 2017 als UNESCO-Welterbestätten ausgezeichneten Höhlen der Schwäbischen Alb. Teile steinzeitlicher Feuerzeuge wie diese Knolle sind allerdings in der Regel schlecht erhalten. Sorensen nahm sich daher Feuersteingeräte vor, die ergänzend zum Schlagen von Funken gedient haben könnten. Ein von ihm mitentwickeltes Modell geht davon aus, dass Neandertaler nicht bestimmte Werkzeugtypen als Feuerschläger benutzten, sondern Feuersteinstücke, die gerade zur Hand waren. Sorensen suchte hier nach mikroskopisch feinen Spuren und fand schließlich ‒ nach Rückschlägen ‒ an Steingeräten von Neandertalern geringe Überreste von Pyrit sowie Gebrauchsspuren, die auf das Schlagen harter Mineralien zurückzuführen sind.
»Es ist das große Verdienst von Andrew Sorensen, mit verschiedenen neuen Ansätzen Bewegung in eine lange und festgefahrene Kontroverse gebracht zu haben«, sagt die Archäologin PD Dr. Miriam Noël Haidle, Laudatorin und Wissenschaftliche Koordinatorin der Forschungsstelle »The Role of Culture in Early Expansions of Humans« der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. »Seine Herangehensweise bietet das Potenzial, Hinweise auf Feuerherstellung nicht nur bei Neandertalern während der letzten Eiszeit festzustellen, sondern Spuren möglicherweise auch noch in früheren Zeiten zu finden.«
Andrew C. Sorensen absolvierte 2004 seinen Bachelor in Geologie und Geschichte am Cornell College in Mt. Vernon, Iowa, USA. Nach sechs Jahren praktischer Tätigkeit als Feldarchäologe und Geomorphologe an der University of Iowa wechselte er für ein Masterstudium in Paläolithischer Archäologie an die Faculty of Archaeology der Universität Leiden, das er 2012 beendete. 2018 wurde er dort promoviert und forscht seither als Postdoc im Rahmen der »Human Origins Group«.
Der mit 5.000 Euro dotierte Förderpreis für Urgeschichte und Quartärökologie ist von der Mineralwassermarke EiszeitQuell gestiftet und wird in diesem Jahr zum 21. Mal verliehen. Die Preisverleihung findet am 7. Februar auf Schloss Hohentübingen statt.
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