Förderpreis Maritimes Erbe für wegweisende Dissertation über Spuren der Hanse im Nordatlantik
Sturmfluten, Piraterie, wirtschaftliche Konkurrenten – Handel treiben im Nordatlantik war in der Frühen Neuzeit nichts für Feiglinge. Umso erstaunlicher mutet es an, dass der Handel zwischen Hamburg, Bremen und Island sowie den Shetland- und Faröer-Inseln im 16. Jahrhundert schlagartig zunahm – die Kalkulation des potenziellen Gewinns schlug hier die Kalkulation der Risiken.
In seiner Studie »Die späthansezeitliche Schifffahrt im Nordatlantik vom 15. bis zum 17. Jahrhundert. Das maritim-archäologische Potenzial hansischer Handelsplätze auf den Shetland-Inseln, den Färöer-Inseln und Island anhand archäologischer und historischer Quellen« widmet sich Philipp Grassel der Frage, wo genau welche Spuren der regen Handelskontakte zwischen Hamburg, Bremen sowie weiteren Hansestädten und den genannten Inseln im Nordatlantik zu finden sind. Er wertete historische Quellen und archäologische Forschungsergebnisse aus, um eine Einschätzung über bereits bekannte Wracks und mögliche weiterer Fundorte zu gewinnen.
Der innovative Ansatz dabei: Grassel verbindet diese Fundorte mit einem eigenen Prioritätensystem. Anhand dessen lässt sich einschätzen, welche Wracks inhaltlich besonders aufschlussreich sind und gegebenenfalls auch touristisch genutzt werden könnten und wo dies einer wirtschaftlichen Nutzung im Rahmen von Fischerei und Offshore entgegensteht. »Seine Dissertation erfüllt damit im besten Sinne den Anspruch der Leibniz-Gemeinschaft, Theorie und Praxis im Sinne der Gesellschaft miteinander zu verbinden«, betont DSM-Direktorin Prof. Dr. Ruth Schilling, die den Auswahlprozess federführend begleitete. »Neu ist auch, dass er sich einer Gesamtperspektive auf den Nordatlantik annimmt und so Unterschiede wie auch Gemeinsamkeiten in der Präsenz von Hansekaufleuten aufweisen kann.
Philipp Grassel studierte Ur- und Frühgeschichte, Klassische Archäologie und Kunstgeschichte sowie Mittlere und Neuere Geschichte an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Dort wurde er auch zum geprüften Forschungstaucher ausgebildet. Er war in verschiedenen interdisziplinär angelegten Forschungsprojekten tätig und hat am DSM vor allem auch als Kurator zweier Sonderausstellungen mitgewirkt, die sich auch unter anderem damit befassen, wie die unzugängliche Welt der Schiffswracks der Öffentlichkeit vermittelt werden kann. So auch etwa die Ausstellung »Immer weiter – Die Hanse im Nordatlantik«, die noch bis zum 3. November in der Kogge-Halle des DSM besichtigt werden kann.
Förderverein und DSM verleihen den Förderpreis Maritimes Erbe in diesem Jahr zum ersten Mal. »Als Förderverein begleiten wir das Deutsche Schifffahrtsmuseum auf seinem Zukunftskurs. Mit dem neuen Preis, den wir jetzt erstmals verleihen, möchten wir auf die bislang noch oft unterschätzte Bedeutung maritim-historischer Forschung für unsere Gesellschaft hinweisen, wie sie auch am DSM erfolgreich praktiziert wird«, sagt der Fördervereinsvorsitzende und ehemalige Bremerhavener Oberbürgermeister Jörg Schulz. »Das DSM macht die komplexe Verbindung zwischen Mensch und Meer in Forschung und Ausstellungen sichtbar. Mit diesem Profil ist es bundesweit einzigartig und daher in besonderer Weise geeignet, um einen solchen Preis zu verleihen«, sagt Schulz und kündigt bereits an, dass der Förderverein und das Museum den Preis auch auch in diesem Jahr wieder ausloben werden.
Die Nutzung des Meeres durch unsere Vorfahren verrät uns viel über unsere Gegenwart«, ergänzt DSM-Direktorin Prof. Dr. Ruth Schilling. »Dies interdisziplinär zu erforschen ist ebenso faszinierend wie relevant. Mit dem Preis wollen wir dies sichtbar machen, und gleichzeitig Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ermutigen, der Geschichte des Meeres buchstäblich auf den Grund zu gehen.«
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