Expertenaustausch an der Grabungsstelle
Stadtarchäologin Dr. Aurelia Dickers verschaffte Barbara Rüschoff-Thale einen Überblick über die bisher gesammelten Funde und die daraus gewonnenen Erkenntnisse. "Es ist wirklich erstaunlich, wie viel die Kollegen hier schon ans Tageslicht gebracht haben", lautete der erste Eindruck der LWL-Kulturdezernentin, die selbst eine erfahrene Archäologin ist.
Zu Beginn der Untersuchungen stießen die Ausgräber zunächst auf die Grundmauern der van Galenschen Kurie, die zwischen 1664 und 1668 in der Übergangszeit von der Renaissance zum Barock entstand. Das Gebäude, das bei einem Bombenangriff im Oktober 1943 zerstört wurde, ist durch Bauzeichnungen und Fotos aus den letzten Jahren seiner Nutzung bekannt. Auch Mauern des Vorgängerbaus legten Grabungsleiterin Dr. Andrea Bulla und ihre sechs Helfer während ihrer Ausgrabungen frei.
Außerdem entdeckten sie die Überreste einer Hofstelle aus dem 9. oder 10. Jahrhundert, zu der neben einem Speicher und einem Grubenhaus ein Wohn- und wahrscheinlich mehrere Nebengebäude gehörten. "Dort lebten im frühen Mittelalter Handwerker, was uns die Funde deutlich zeigen", sagte Dr. Aurelia Dickers. Verschiedene Zeugnisse aus der handwerklichen Produktion wiesen auf die Knochen- und Metallverarbeitung hin. Zudem fanden die Archäologen Gegenstände des täglichen Gebrauchs wie Handmühlen, Wetzsteine oder Tongefäße und persönliche Dinge wie kunstvoll verzierte Gewandnadeln, so genannte Fibeln.
Ein Bruchsteinkeller aus dem Mittelalter ist die neueste Entdeckung des Forscherteams. Er soll in den kommenden Wochen weiter untersucht werden. "Das Gebäude, das zeitlich zwischen der Handwerkerstätte und dem Vorgängerbau der van Galenschen Kurie einzuordnen ist, taucht auf keinem uns bekannten Plan auf und ist uns daher völlig unbekannt", so Dickers.
Mit der Vielzahl der Funde am Vorplatz des LWL-Landesmuseums hatte die Stadtarchäologin selbst nicht gerechnet. Durch den Neubau des Museums ab Anfang 2009 wird das Bodendenkmal aber wieder bedeckt und zum Teil zerstört. "Es wäre natürlich schön, wenn etwas davon erhalten und für die Allgemeinheit sichtbar bliebe", wünscht sich die LWL-Kulturdezernentin. Gemeinsam mit Museumsdirektor Dr. Hermann Arnhold will sie nun prüfen, ob der Blick auf alte Mauerreste erhalten bleiben kann. "Begehbare Glasbodenfenster im Museumsneubau können Einblicke in die frühere Besiedlungsgeschichte Münsters geben und so eine Verknüpfung mit der Gegenwart herstellen", erläuterte Rüschoff-Thale ihre Vorstellung. In welcher Form das Vorhaben umsetzbar ist, müssten die Experten des Architekturbüros Staab Architekten in Berlin und die des LWL-Bau und Liegenschaftsbetriebs prüfen.
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