Einer der wichtigsten Handelsknotenpunkte der Bronzezeit
»Wir haben in Hala Sultan Tekke große Mengen importierter Keramik gefunden, aber auch Luxusgüter aus Gold, Silber, Elfenbein und Halbedelsteinen, die zeigen, dass die Kupferproduktion der Stadt ein begehrtes Handelsgut war«, sagt Peter Fischer, emeritierter Professor am Historischen Institut der Universität Göteborg und Leiter der Ausgrabungen.
Die schwedische Zypern-Expedition ist ein seit 1927 laufendes Projekt zur Erforschung der archäologischen Geschichte der Insel. Die jüngste Expedition unter der Leitung von Peter Fischer in Hala Sultan Tekke, nahe der heutigen Stadt Larnaca an der Südküste Zyperns, begann im Jahr 2010 - seither wurden 13 Kampagnen durchgeführt. Die Ausgrabungen zeigten, dass sich die Stadt über mindestens 25 Hektar erstreckte, wovon 14 Hektar auf das von einer Stadtmauer umgebene Zentrum entfielen. Bei den Untersuchungen wurden spätbronzezeitliche Objekte auch im weiteren Umfeld der Siedlung entdeckt.
»Unsere Untersuchungen und Ausgrabungen zeigen, dass Hala Sultan Tekke größer war als bisher angenommen und sich über eine Fläche von 25 bis 50 Hektar erstreckte, was für die damalige Zeit eine große Stadt war. Normalerweise waren Siedlungen zu dieser Zeit und in dieser Region nur wenige Hektar groß«, sagt Peter Fischer.
Größter Kupferproduzent
In der Bronzezeit war Zypern der größte Kupferproduzent im Mittelmeerraum. Das mit Zinn legierte Metall bildete die Grundlage für die Herstellung von Bronze, aus der Werkzeuge, Waffen und Schmuck gegossen wurden, bevor Eisen verwendet wurde.
»Die Überreste in der Stadt zeugen von einer umfangreichen Kupferproduktion in Form von Schmelzöfen, Gussformen und Schlacken. Das Erz, aus dem das Kupfer gewonnen wurde, wurde aus den Minen im nahe gelegenen Troodos-Gebirge in die Stadt gebracht. Die Werkstätten produzierten viel Ruß und befanden sich im Norden der Stadt, so dass die Winde, die hauptsächlich aus Süden kamen, den Ruß und den Gestank aus der Stadt bliesen. Heute wäre diese Art der Produktion unmöglich, weil bei der Herstellung Abfallprodukte wie Arsen, Blei und Kadmium anfallen, aber damals wusste man nicht, wie gefährlich das Verfahren war«, sagt Peter Fischer.
Große Mengen an Importgütern
Die zentrale Lage Zyperns im östlichen Mittelmeer und ein gut geschützter Hafen schufen sehr günstige Bedingungen für einen regen Handel in Hala Sultan Tekke. Es wurden große Mengen an Importgütern in Form von Keramik, Schmuck und anderen Luxusgütern aus benachbarten Regionen wie dem heutigen Griechenland, der Türkei, dem Nahen Osten und Ägypten sowie Fernimporte aus Sardinien, dem Ostseeraum, Afghanistan und Indien gefunden. Diese Funde belegen, dass die Stadt in der Zeit von 1500 bis 1150 v. Chr. einer der größten Handelsknotenpunkte war und in der Frühzeit des internationalen Handels in diesem Raum eine große Bedeutung hatte.
Neben Kupfer wurden auch die begehrten purpurfarbenen Textilien hergestellt. Der Farbstoff stammte von violetten Murex-Arten, aus deren Schleim der violette Farbstoff gewonnen wurde. Die Stadt produzierte und exportierte auch Töpferwaren mit charakteristischen gemalten Motiven von Menschen, Tieren und Pflanzen. Die Forscher bezeichnen den Künstler, der diese Motive gemalt hat, als »Hala Sultan Tekke-Maler«.
»Das Schöne an den vielen Keramikfunden ist, dass wir unseren Kollegen rund um das Mittelmeer und darüber hinaus helfen können. Keine Keramik ist so weit verbreitet wie die begehrte zyprische Keramik aus dieser Zeit. Indem wir lokal hergestellte Keramik finden, die wir in dieselbe Schicht datieren können wie andere importierte Keramik, die bisher schwer zu datieren war, können wir sie vergleichen und Kollegen bei der Datierung ihrer Funde helfen«, sagt Peter Fischer.
500 Jahre blühender Handel
Der Name der bronzezeitlichen Stadt geht darauf zurück, dass die Expedition den Ort zunächst nach der Moschee Hala Sultan Tekke benannt hatte, die heute in der Nähe der Ausgrabungsstätte steht. Fast 500 Jahre lang blühte der Handel in der Stadt, doch wie einige andere Hochkulturen der Bronzezeit rund um das Mittelmeer brach auch Hala Sultan Tekke kurz nach 1200 v. Chr. zusammen. Die vorherrschende Hypothese war, dass zu dieser Zeit »Seevölker« in den östlichen Mittelmeerraum eindrangen, die Städte zerstörten und den bronzezeitlichen Zivilisationen ein Ende bereiteten.
»Früher glaubte man, die Seevölker seien die einzige Erklärung. Unsere Forschungen der letzten Jahre haben diese Erklärung nuanciert. So gibt es jetzt neue Interpretationen von schriftlichen Quellen aus dieser Zeit in Anatolien (der heutigen Türkei), Syrien und Ägypten, die von Epidemien, Hungersnöten, Revolutionen und kriegerischen Handlungen durch eindringende Völker berichten. Unsere Forschungen deuten auch darauf hin, dass eine Verschlechterung des Klimas eine Rolle spielte. All dies könnte zu einem Dominoeffekt geführt haben, so dass Menschen auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen aus dem zentralen Mittelmeerraum nach Südosten zogen und dabei mit den Kulturen des heutigen Griechenland, Zypern und Ägypten in Konflikt gerieten«, schließt Peter Fischer.
Publikation
Interregional trade at Hala Sultan Tekke, Cyprus: Analysis and chronology of imports
Journal of Archaeological Science: Reports. 14.11.2022
DOI: 10.1016/j.jasrep.2022.103722
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