Ein architektonisches Schmuckstück aus Kloster Posa

Erste Ergebnisse der aktuellen archäologischen Ausgrabungen

Seit 2017 finden auf dem Posaer Berg bei Zeitz (Burgenlandkreis) jährlich archäologische Ausgrabungen statt. Sie erbrachten bereits zahlreiche überraschende Einblicke in die Bau- und Nutzungsgeschichte sowie neue Erkenntnisse hinsichtlich der historischen Bedeutung der mittelalterlichen Anlage auf dem markanten Bergsporn über der Elsteraue.

Strebepfeiler
Gut erhaltener Strebepfeiler der Nordfassade des Kreuzgangs aus sauberem Quadermauerwerk. Teilweise wurden hier Werksteine des älteren romanischen Kreuzgangs wiederverwendet. Foto © Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Philipp Baumgarten

Im Mittelpunkt der laufenden Untersuchungen, die durch das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt und den neu gegründeten »Verein zur Förderung der Archäologie und der historischen Forschung Zeitz e. V.« durchgeführt werden, steht der Bereich, in dem sich einst der Kreuzgang des Klosters befand. Trotz des Abtrags der Bauten zur Gewinnung von Steinmaterial für die Errichtung der Zeitzer Moritzburg und der anschließenden Planierung des Geländes im 17. Jahrhundert wurden hier Teile des Kreuzgangs in unerwartet gutem Erhaltungszustand angetroffen. Einen besonderen Fund und regelrechtes architektonisches Schmuckstück stellt ein vollkommen intakter verzierter Schlussstein dar, der von dessen Gewölbe stammt.

Archäologie in Kloster Posa 2017 bis 2023

Seit 2017 finden mit Unterstützung des Vereins »Kultur- und Bildungsstätte Kloster Posa e. V.« und engagierter ehrenamtlicher Helfer jährliche archäologische Ausgrabungen unter der Leitung von Holger Rode auf dem Posaer Berg statt. Sie erbrachten bereits zahlreiche überraschende Einblicke in die Bau- und Nutzungsgeschichte sowie hinsichtlich der historischen Bedeutung des Geländes.

Die Untersuchungsergebnisse der vergangenen Jahre deuten darauf hin, dass sich hier bereits im 9. und 10. Jahrhundert eine Burg von erheblicher Bedeutung befand, in der womöglich bereits im 10. Jahrhundert ein erster Kirchenbau errichtet wurde. 1114 wurde auf dem markanten Bergsporn über der Elsteraue ein Benediktinerkloster gegründet, das im 17. Jahrhundert nahezu vollständig wieder vom Erdboden verschwand. 2017 konnten zur Überraschung des Ausgrabungsteams bauliche Überreste und die Lage der Klosterkirche identifiziert werden.

Im Fokus des Interesses der seit März 2023 laufenden aktuellen Forschungsgrabung steht der Bereich südlich der Kirche, in dem sich einst der Kreuzgang des Klosters befand. Die Untersuchungen werden durch das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt und den neu gegründeten »Verein zur Förderung der Archäologie und der historischen Forschung Zeitz e.V.« durchgeführt.

Ein architektonisches Schmuckstück aus dem Kreuzgang – Erste Ergebnisse der aktuellen Grabung

Die aktuellen Arbeiten konzentrieren sich hauptsächlich auf die Schaffung einer neuen Untersuchungsfläche. Zunächst wurden die mächtigen Schuttmassen beräumt, die nach dem Abriss des Klosters ab etwa 1657 auf der Fläche planiert worden waren. Das Kloster diente damals als Steinbruch zur Gewinnung von Baumaterial für den Neubau des Schlosses Moritzburg in Zeitz. Dabei wurden auch große Bereiche der Fundamente der Klostergebäude bis auf den letzten Stein ausgebrochen.

Unter dieser planierten Schuttschicht blieben einige Bereiche des Südflügels der Klausur unerwartet gut erhalten. Zum Beispiel ist die Nordfassade des Kreuzgangs hier auf einer Länge von etwa 10 Metern noch etwa 70 Zentimeter hoch erhalten. Die in Quadermauerwerk ausgeführten Strebepfeiler zum Kreuzhof hin verleihen ihr eine imposante Erscheinung. An der Innenseite des Kreuzgangs haben sich sogar noch Reste von Verputz erhalten. Außerdem sind die Fußböden des südlichen Kreuzgangflügels noch fast vollständig vorhanden. Der obere bestand überwiegend aus einem qualitätvollen roten Ziegelsplitestrich, der wohl die Anmutung von rotem Marmor haben sollte. In diesem Estrichboden sind Fehlstellen erkennbar, die die Lage von Grabplatten anzeigen, die als wertvolles Baumaterial entnommen wurden. Derzeit ist der ältere Fußboden des Kreuzgangs freigelegt, der aus einem Kalkmörtelstrich besteht.

Überraschenderweise fanden sich auch in den bis zu 1,80 Meter mächtigen Schuttschichten über den Ruinen größere Sandsteine, die offensichtlich bei der Bergung von Baumaterial übersehen worden waren oder vielleicht schlicht zu schwer waren. Unter den Funden befinden sich Teile der Gewölberippen des Kreuzgangs, die zum Teil sogar noch Reste einer roten Farbfassung aufweisen. Besonders bemerkenswert ist ein vollkommen intakter Schlussstein der ehemaligen Kreuzgangeinwölbung. Auf seiner Schauseite sind Weinlaub und Trauben dargestellt, was auf die lange Geschichte des örtlichen Weinbaus verweist, der erst vor einigen Jahren erfolgreich wiederbelebt wurde.

Der Fund des Schlusssteins und einiger anderer Werksteine ermöglicht nun eine vergleichsweise exakte Datierung des südlichen Kreuzgangflügels an das Ende des ersten Drittels des 14. Jahrhunderts. Ähnliche Steine sind aus dem Kreuzgang der Zeitzer Kathedrale und dem Dom zu Naumburg bekannt. Der Kreuzgang im 14. Jahrhundert ersetzte einen romanischen Vorgänger. Auch an der 2017 wiederentdeckten Klosterkirche ist für das 14. Jahrhundert eine Modernisierung des ursprünglich romanischen Baus im Stil der Gotik nachweisbar.

Ausblick und Ziele des laufenden Jahres

Die weiteren archäologischen Untersuchungen konzentrieren sich auf Teile des südlichen und östlichen Kreuzgangflügels sowie auf den Kreuzhof. Ziel ist es, mehr über die ältere Kirche zu erfahren, die unter den gotischen und romanischen Mauern und Böden vermutet wird. Erste Spuren dieses vermuteten frühen Sakralbaus konnten in den letzten Jahren freigelegt werden. Von großem wissenschaftlichen Interesse sind auch die Funde aus dem 9. Jahrhundert, die die bisher ältesten Belege für eine Besiedlung des Posaer Berges darstellen und in engem Zusammenhang mit der großen Wallanlage stehen, die den gesamten Berg umgibt.

Die Forschungsgrabung in Posa wird ganzjährig fortgesetzt und im Sommer durch Studierende der Archäologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg unterstützt, die hier im Rahmen einer Lehrgrabung praktisch ausgebildet werden sollen.

Schlussstein
Schlussstein der einstigen Kreuzgangeinwölbung mit Weinlaub und Trauben, erste Hälfte des 14. Jahrhunderts. Foto © Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Philipp Baumgarten.
Südflügel
Übersicht über den Südflügel des Kreuzgangs mit dem bauzeitlichen Fußboden (14. Jahrhundert). Foto © Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Philipp Baumgarten.
Eiserner Schlüssel
Ein großer eiserner Schlüssel von 28 Zentimetern Länge aus dem 12. oder 13. Jahrhundert wurde auf dem ältesten Fußboden des Ostflügels der Klausur gefunden. Foto © Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Philipp Baumgarten.
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