Die Vegetation rund um das Kloster Murrhardt im Hochmittelalter
2022 standen in der historischen Altstadt von Murrhardt am Gebäudekomplex des ehemaligen Gasthauses "Rose" Um- und Anbauten an, die vom Ehrenamtlichen Beauftragten des LAD, Reinhold Feigel aus Backnang, archäologisch begleitet wurden. Für das neu zu errichtende Haus in der Helfergasse musste ein Fundamentgraben bis auf den gewachsenen tragfähigen Boden (Schwemmkies) ausgehoben werden. Es zeigte sich der untere Bereich eines mit schwarzem zähem Lehm verfüllten Spitzgrabens parallel der ehemaligen Klosterummauerung. Dieser hatte ursprünglich eine Breite von ungefähr 6,8 Metern und eine Tiefe von 2,8 Metern.
"Im feuchten Milieu hat sich unter aneroben, das heißt unter sauerstoffarmen Bedingungen organisches Material in großer Menge in der Grabenverfüllung erhalten, daher die schwarze Farbe", erläutert Feigel. "Inzwischen wissen wir, was so alles zur Zeit der Aufgabe des Grabens im umliegenden Kloster- bzw. Siedlungsareal wuchs oder als Nutzpflanzen eingetragen wurde. Aus den Bodenproben konnten die Kolleginnen und Kollegen vom Labor für Archäobotanik unter der Leitung von Dr. Elena Marinova-Wolff über 3000 Pflanzenreste auslesen. 107 verschiedene Arten konnten bestimmt werden, davon acht Kulturpflanzen und 99 Wildpflanzen", sagt Feigel.
135 Reste von Kulturpflanzen waren bestimmbar, dabei Getreidearten wie Weizen, Rispenhirse, Roggen, Dinkel und Emmer, meist Druschreste. Weiter sind Schlafmohn, Lein und Petersilie vorhanden.
Zudem sind Pflanzenreste der Brachen-, Acker- und Grünlandvegetation, der Laubwälder und Gebüsche vertreten. "Sicher gesammelt wurden Haselnuss, Beeren und Erdbeeren. Als häufigste Brachenpflanze kam Beifuß vor, der auch als Gewürz oder Heilpflanze Verwendung finden konnte", so Feigel, "gleiches gilt für den Gefleckten Schierling und die Große Brennnessel, die allerdings in bewohntem Gebiet – wie wir alle wissen – regelmäßig in Massen auftritt."
Im untersuchten Graben fanden sich zudem zahlreiche Arten der Ufer- und Auenvegetation, ein Hinweis, dass dieser im Hochmittelalter wasserführend und sehr feucht war. 24 Arten weisen auf grünlandartige offene Flächen in der Umgebung hin.
Die Vegetationsreste aus dem Graben entsprechen laut Feigel der in der Kloster- und städtischen Umgebung zu erwartenden Bandbreite. Ein Anhaltspunkt zur Datierung geben Keramikscherben des 11. bis 13. Jahrhunderts aus der Verfüllung: Irgendwann in dieser Zeitspanne hatte der Graben seine Funktion verloren und war verlandet.
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