Die 8 als Grabanlage

 

Seit Mai untersuchen Archäologen eine 10.000 Quadratmeter große Fläche in Ense-Bremen (Kreis Soest) und haben bisher über 80 Gräber entdeckt. Die untersuchte Fläche wurden besonders in der Bronzezeit und erneut im Frühmittelalter als Bestattungsplatz genutzt.

 

Bei den insgesamt 65 bronzezeitlichen Gräbern handelt es sich vorwiegend um Brandbestattungen. Der Leichenbrand wurde in Urnen aus Keramik oder organischem Material beigesetzt, teilweise auch schlicht auf den Grabboden geschüttet. Die ältesten Brandgräber sind rund 3000 Jahre alt und stammen aus der späten Bronzezeit. „Es konnten überraschenderweise auch zwei Grabeinhegungen aus der späten Bronzezeit dokumentiert werden, die die Form von Schlüssellöchern hatten“, freut sich Grabungsleiter Stephan Deiters. „Damit ist Ense-Bremen einer der südlichsten Fundpunkte dieser Grabform.“

Zwanzig der entdeckten Gräber sind Körpergräber aus dem Frühmittelalter, genauer aus der Merowingerzeit etwa zwischen 500 bis 750 n. Chr. Und wie es sich für ordentliche Bestattungen nichtchristianisierter Merowinger gehört, wurden die Verstorbenen zum Teil außergewöhnlich reichhaltig mit Beigaben ausgestattet. Mehrere Frauengräber enthielten jeweils über 100 Einzelfunde – vor allem Perlen aus buntem Glas, aber auch weitere Kleidungsbestandteile wie Gewandspangen mit Halbedelsteinen. Auch die beigegebenen Gebrauchsgegenstände, wie ein gläserner Sturzbecher und ein Spinnwirtel aus mehrfarbigem Glas, weisen auf den Reichtum der Toten oder zumindest der Angehörigen hin. Die Männergräber zeichneten sich dagegen durch die Beigabe von Schwertern, Lanzen und einer Wurfaxt aus. Bei mehreren der Gräber gibt es Hinweise auf antike Beraubung.

Als eine „mittlere Sensation“ bezeichnet LWL-Archäologe Dr. Michael Baales die Entdeckung einer etwa 20 Meter langen Grabanlage in Form einer "8" aus dem Frühmittelalter. Sie wurde für einen Mann angelegt, bei dem es sich vermutlich um einen Adeligen gehandelt hat. Parallelen zu dieser außergewöhnlichen Grabanlage sind nicht bekannt.

Eine an der Fundstelle geplante Straße hat die Ausgrabung notwendig gemacht. Kleinere Teile dieses Gräberfeldes waren schon in den 1960er- und 1970er-Jahren und 2004 archäologisch untersucht worden. Große Teile wurden aber unbeobachtet durch früheren Lehmabbau zerstört. Auch mit dieser Grabungskampagne sind die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen, da sich die bronzezeitlichen Brandgräber noch weiter nach Norden fortsetzen. Es hat aber zumindest den Anschein, als seien jetzt alle Gräber aus dem Frühmittelalter, die sich hier noch im Boden befanden, entdeckt und dokumentiert. In den nächsten zwei Jahren wollen die Wissenschaftler alle bisherigen Grabungen auswerten und die Ergebnisse publizieren.

(über diesen Link kommen Sie zu einem Bild der Grabanlage)

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