Der ›Lange Stein‹ von Seehausen endlich geschützt und durch eine Kopie ersetzt
Im Januar 2017 wurde der ca. 1,5 Tonnen schwere Stein endlich geborgen und in das Depot des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt nach Halle gebracht. Es folgte die Reinigung, die exakte digitale Vermessung und die Suche nach einem geeigneten Sandstein für die Kopie. Mit Hilfe der exakten Daten konnte ein erfahrener Steinmetzbetrieb maschinell eine Kopie fräsen, die dann in Handarbeit nachbearbeitet wurde. Seit heute ersetzt dieser Stein das Original an seinem bekannten Standort.
Der »Lange Stein« ist der einzige figürlich verzierte Menhir in Mitteldeutschland, der frei im Gelände steht. Wie die Steine von Dingelstedt, Langeneichststädt, Pfütztal und Schafstädt wird der Stein als Darstellung eines Menschen oder einer Gottheit verstanden.
Der Begriff Menhir ist eine aus dem Bretonischen entlehnte Bezeichnung für einen aufgerichteten, einzelnen länglichen Stein (bretonisch maen, deutsch ›Stein‹, hir, deutsch ›lang‹). Eine Identifikation als Menhir und die zeitliche Einordnung sind oft nur durch eine Ausgrabung zu verifizieren. Die meisten Menhire sind unbearbeitet; einigen wurde jedoch eine menschliche Gestalt gegeben, indem sie ein stark stilisiertes Gesicht und weitere Personenattribute bekamen. Menhire besaßen nach heutigem Stand der Forschung nicht den Charakter eines Grabsteines, d.h. sie markierten nicht primär ein Grab. Sie sind jedoch sicher in einen kultischen Kontext zu stellen.
Der säulenförmige Menhir von Seehausen besteht aus quarzitischem grauem Sandstein. Er wurde um 1800 beim »Erde graben« an prähistorischen Grabhügeln auf dem südlich gegenüber liegenden Hügel gefunden und 1816 als Friedensdenkmal am heutigen Standort aufgestellt.
Der 2,25 m hohe Säulen- oder Statuenmenhir von Seehausen ist rundherum bearbeitet und mit eingravierten Linien verziert. Eine ältere Zeichnung lässt die Darstellung eines Kriegers mit stilisiertem Kopf erkennen. Direkt unter dem kreisrunden Gesicht befindet sich eine als Bogen interpretierte Doppellinie. In dem weiter unten eingravierten Gürtel mit ovalem Schloss ist eine Axt eingehängt. An der rechten Körperseite sind Fersenteile von Sandalen abgebildet. Ganz ähnliche Menhire mit Kriegerattributen und Sandalenabdrücken sind aus dem Schwarzmeergebiet bekannt und haben offenbar als Vorbild für die Steinstele aus Seehausen gedient.
Anhand der eingeritzten Motive lässt sich der Menhir von Seehausen in die spätneolithische Schnurkeramische Kultur (ca. 2.800–2.200 v. Chr.) datieren.
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