Der lange Arm der Hanse
In der frühen Neuzeit dehnte sich die Entwicklung eines kapitalistischen Welthandelssystems allmählich aus, bis es einen Großteil der Welt in seinen Einflussbereich brachte. Auch in Europa führte dies dazu, dass periphere Orte eng in die kontinentaleuropäischen Handelsnetze eingebunden wurden. In dem Projekt mit dem Titel "Looking in from the Edge" (LIFTE) untersuchen Forschende aus Großbritannien und Deutschland, wie die Orkney- und Shetlandinseln im frühneuzeitlichen Europa in einen größeren Wirtschaftsraum integriert wurden. Zugänge dafür liefern dabei unter anderem Archivforschungen, Geländebegehungen und Ausgrabungen an ehemaligen Handelsplätzen.
Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem britischen Arts and Humanities Research Council (AHRC) mit insgesamt rund 900.000 Euro gefördert. Es ist eins von 19 Projekten, die im Wettbewerb eines neu initiierten deutsch-britischen Kooperationsverfahrens unter 170 Bewerbungen überzeugten. Neben dem DSM auf deutscher Seite sind auf britischer Seite das Archäologische Institut des Orkney College der University of Highlands and Islands und die University of Lincoln an LIFTE beteiligt.
PD Dr. Natascha Mehler, die die deutsche Projektgruppe am DSM leitet, untersucht mit ihrem Team seit einigen Jahren den deutschen Handel mit den nordatlantischen Inseln. Das Wissen über Handelsmechanismen und deren kulturelle Auswirkungen sei erheblich angestiegen. Doch die vorherigen Forschungen fokussierten sich vornehmlich auf Island. LIFTE, so sagt sie, hat dabei einen anderen Blickwinkel: „Dieses neue Projekt ermöglicht es uns nun, die Orkney- und Shetland-Inseln näher zu betrachten und die Unternehmungen der Bremer und Hamburger Kaufleute dort mit denen auf Island in einen Kontext zu stellen“.
Bei ihren Recherchen können die Forschenden auf einen Datenpool aus dem Vorgängerprojekt "Zwischen Hanse und Nordmeer - Interdisziplinäre Studien der Hanse" am DSM zurückgreifen, bei dem auch die öffentlich verfügbare Onlinedatenbank HansDoc entstand, die historische Quellen über den deutschen Handel mit Island, Shetland und den Faröern bündelt. Ergebnisse der Forschung können zudem auf dem Projektblog Fish and Ships verfolgt werden.
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