Der »Klappstuhl« offenbart seine letzten Geheimnisse
Eine computertomographische Untersuchung machte schnell deutlich, dass der Klappstuhl nahezu vollständig erhalten und sogar mit Tauschierungen, in diesem Fall Buntmetall-Einlagen aus Messing, verziert ist. Daraufhin entschieden sich die Experten des BLfD für die behutsame Freilegung, die im Sommer 2023 erfolgreich abschlossen wurde.
Der Klappstuhl setzt sich aus zwei mit einem Achsstift verbundenen Rahmen zusammen, an den horizontalen Streben befinden sich zwei schmale Schlitze. Diese dienten für die Befestigung der Sitzfläche, die vermutlich aus einem Tierfell bestand, worauf mineralisierte organische Reste hindeuten. Die Verzierungsmotive reichen von Spiralen über Rauten bis hin zu Fischgrätmustern.
»Der äußert seltene Fund eines frühmittelalterlichen eisernen Klappstuhls im August 2022 war bereits eine Sensation, doch dass sich nach über 1.400 Jahren Verbleib im Erdboden eine solche Dichte an Details erhalten hat, war selbst für die Experten des BLfD eine Überraschung. Mittels modernster Technik und hocherfahrener wissenschaftlicher Begleitung, konnte der spektakuläre, international beachtete Jahrhundertfund, buchstäblich wieder auf die Beine gestellt werden«
Generalkonservator Prof. Dipl.-Ing. Architekt Mathias Pfeil, Leiter des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege
Die durch das BLfD begleitete wissenschaftliche Grabung fand im Zuge von Baumaßnahmen im Gewerbepark Rothenburg und Umland statt. Der Klappstuhl wurde als Grabbeigabe einer weiblichen Bestattung vorgefunden. Nach erster anthropologischer Einschätzung handelte es sich um eine im Alter von 40-50 Jahren verstorbene Frau. Reste einer Holzverschalung lassen auf eine geschlossene Grabkammer schließen. Neben dem Frauengrab legten die Archäologen auch ein Männergrab frei, das sich in nahezu paralleler Anordnung befand und eine reich verzierte Waffenausstattung aufwies. Landeshistorisch stehen die beiden Endseer Gräber vermutlich im Zusammenhang mit der fränkischen Einflussnahme der Main- und Tauberregion im 6. und 7. Jahrhundert. Das bis heute verkehrsgeographisch günstig gelegene Endsee selbst wird erstmals im Jahr 798 erwähnt.
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