Der Goldschatz von Profen
Zwischen Mai 2006 und September 2007 untersuchte das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt im Tagebaufeld Profen der Mitteldeutschen Braunkohlengesellschaft mbH (MIBRAG) ein mehrere Hektar großes Urnengräberfeld aus der Zeit um Christi Geburt. Die Bestattungen wurden als Blockbergungen in die Restaurierungswerkstatt des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie eingeliefert und dort fachgerecht untersucht. Nach Abschluss der Arbeiten liegen nun erste Ergebnisse vor.
Aus der Masse der 600 Bestattungen ragt ein äußerst reich ausgestattetes Urnengrab einer Germanin aus der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. hervor, das Schmuck- und Trachtbestandteile aus Gold mit einem Gesamtgewicht von 430 Gramm enthielt. Neben weiteren Beigaben fanden sich in der Urne aus Bronze zwei goldene Fibeln (Gewandschließen), zwei aufgebogene Armreifen, zwei Ringe und zwei Fuchsschwanzketten mit Berlocken (zapfenförmige Schmuckanhänger), die in Filigran- und Granulationstechnik gefertigt waren. Diese und andere Beifunde unterstreichen die herausragende Stellung der Toten, die ihre letzte Reise auf dem Scheiterhaufen nicht nur prächtig bekleidet antrat. Statusgemäß auf ein Bärenfell gebettet, wie Reste der Krallen noch zeigen, und mit mehreren luxuriösen römischen Silbergefäßen umgeben, verging die sterbliche Hülle im Feuer. Bei dem Grab von Profen handelt es sich um das bislang reichste Frauengrab der frühen Römischen Kaiserzeit im gesamten freien Germanien.
Bei den meisten anderen Bestattungen nahm eine aus Keramik gefertigte Urne die verbrannten Knochenreste sowie jene Trachtbestandteile, die die Feuerhitze überdauerten, auf. Erhalten blieben beispielsweise Nadeln aus Tierknochen oder Bronze und vor allem aus Eisen und Bronze hergestellte Gewandschließen. Als Schmuckstücke genutzte Glasperlen, silberne und goldene Kettenanhänger sowie Armringe runden das Bild ab. Pinzetten, Spiegel, Rasiermesser und auch Trinkhornaufhängungen erlauben Einblicke in persönliche Lebenswelten. Messer, Lanzenspitzen, Schildbuckel, bronzene Schwertknäufe, Eisenschwerter sowie Schildrandbeschläge aus Eisen gehören zur männlichen Trachtausstattung.
Mit Hilfe computertomographischer Untersuchungen, Rasterelektronenmikroskopie und Mikroröntgenfluoreszenzanalytik gelang im Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in Zusammenarbeit mit dem Landeskriminalamt Sachsen-Anhalt und der Firma NEMAK Wernigerode erstmals die Rekonstruktion des aufwändigen Bestattungsrituals. Ungleiche Verbrennungsgrade, verschiedenartige Schmelzperlen, Veränderungen an den metallenen Trachtbestandteilen und vieles mehr lassen Prozesse einer Begräbnisabfolge von der Niederlegung auf dem Scheiterhaufen bis zur Einbringung der Urne in den Boden nachzeichnen. Darüber hinaus lassen die Funde eine gesicherte Synchronisation der hiesigen Region mit dem Römischen Reich zu.
Wegen ihrer herausragenden Bedeutung und Qualität werden die Funde in den nächsten Jahren in die Dauerausstellung des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle integriert werden.
Das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie und das Bergbauunternehmen MIBRAG arbeiten seit Jahren in Sachsen-Anhalt eng zusammen. Anfang 2004 initiierte die MIBRAG mit einem Grundkapital von 3,3 Millionen Euro die Stiftung zur Förderung der Archäologie. Sie unterstützt und fördert Studenten und junge Wissenschaftler durch die Vergabe von Stipendien und die Finanzierung von Projekten.
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