Den frühmittelalterlichen Bewohnern von Niederwangen auf der Spur
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts werden in Niederwangen immer wieder frühmittelalterliche Gräber entdeckt, die eine intensive Besiedlung des Wangentals in dieser Zeit belegen. Als 1913 das Schützenhaus gebaut wurde, fand man 26 Bestattungen aus dem 6. und 7. Jahrhundert, teilweise mit reichverzierten Gürtelschnallen und Waffen.
Fast 100 Jahre später kamen beim Rückbau des nicht mehr benutzten Gebäudes unter und neben dem Fahrweg mindestens 20 Bestattungen in drei Gräberreihen desselben Friedhofes zum Vorschein. Der schlechte Erhaltungszustand macht eine archäologische Ausgrabung und Dokumentation notwendig.
Die zurzeit freigelegten Bestattungen sind meist Nord-Süd ausgerichtet und weisen wenige Grabbeigaben auf, die ins frühe 7. Jahrhundert weisen. Eine Grube mit einem Pfosteneinbau und grosse römische Gefäßscherben weisen darauf hin, dass der Fundplatz schon besiedelt gewesen sein könnte, bevor das Gräberfeld angelegt wurde. Die Orientierung der jetzt freigelegten Gräber unterscheidet sich von denjenigen die 1913 beim Bau des Schützenhauses zum Vorschein kamen; diese waren nämlich eher Ost-West ausgerichtet. Ob es sich bei den zwei Gruppen des Gräberfeldes um zeitlich unterschiedliche Belegungsphasen handelt oder eher um gleichzeitige, aber unterschiedliche Bestattungstraditionen wird im Moment untersucht.
Wo aber lebten die Menschen, die auf der Hügelkuppe westlich des Stegenweges bestattet worden waren? Hangabwärts, in nur etwa 100 Metern Entfernung, wurden Ende der 1990er Jahre am Stegenweg 1 und 3 nicht nur weitere reich ausgestattete Gräber, sondern auch ein Teil einer frühmittelalterlichen Siedlung entdeckt und archäologisch dokumentiert. Dieses Dorf dürfte vom 7. bis ins 10. Jahrhundert bestanden haben.
Diese und weitere in den letzten Jahrzehnten durch die vermehrte Bautätigkeit in Niederwangen ausgelösten archäologischen Untersuchungen zeigen, dass das Wangental seit der Bronzezeit ein beliebter Siedlungsraum war und wahrscheinlich spätestens ab der Römerzeit an einer Verkehrsachse von regionaler Bedeutung lag. Die frühmittelalterliche Besiedlung ist mit weiteren Siedlungsresten, einem Gräberfeld in Oberwangen und den neusten Funden von Niederwangen ungewöhnlich gut belegt. Erst im 10./11. Jahrhundert scheint sich der Siedlungsschwerpunkt nach Bümpliz bzw. Köniz verschoben zu haben.
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