Dem Urkundenfälscher auf der Spur: Neues Dokument enthüllt

Eine vermeintlich mittelalterliche Urkunde im Diplomatischen Apparat, einer Lehrsammlung der Universität Göttingen, hat sich als Fälschung aus dem 18. Jahrhundert entpuppt. Das Dokument stammt angeblich aus dem Jahr 1266, erwähnt aber eine Kirche in Pisa, die erst später gebaut worden ist. Diese Entdeckung geht auf Untersuchungen des Göttinger Historikers Dr. Boris Gübele und italienischer Forschenden zurück.

Gefälschte Urkunde
Fälschung von Domenico Alessandro Cicci, etwa aus der Zeit 1763 bis 1769. Abb.: Universität Göttingen

Das Team war auf der Suche nach Ausstellungsstücken für das Forum Wissen, dem Wissensmuseum der Universität Göttingen. Dabei fiel die Urkunde besonders auf, weil der Text nicht auf Latein, sondern auf Italienisch verfasst ist, was einzigartig für die Göttinger Sammlung ist. Sie erwähnt ein pisanisches Ehepaar, das seinen Sohn einem Orden verspricht, dem eine bestimmte Kirche in Pisa gehört haben soll. Die Kirche ist aber erst im 14. Jahrhundert erbaut worden – also deutlich später. Weitere Ungereimtheiten im Text brachten Gübele, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte der Universität Göttingen, gemeinsam mit italienischen Forschenden schließlich die Erkenntnis: Die Urkunde ist in Wirklichkeit das Werk des Fälschers Domenico Cicci, der im späten 18. Jahrhundert vermutlich bis zu 200 Urkunden fälschte, die allesamt aus dem Mittelalter stammen sollen. In diesen stellte er seine Vorfahren als Bischöfe und Notare, als Erben von Ländereien und sogar als Kreuzfahrer und Ordensritter dar. Ziel war es, Ciccis Familie den Aufstieg in den Adel zu ermöglichen, was ihm auch gelang.

"Das Machwerk des italienischen Fälschers aus dem 18. Jahrhundert hätte die Geschichtswissenschaft beinahe auf eine falsche Spur geführt, weil es zu einer Neudatierung der Kirche hätte führen können", sagt Gübele. "Zahlreiche Fälschungen von ihm könnten noch unerkannt in verschiedenen Archiven liegen."

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