Das bisher älteste Eisen in Westfalen
Zwei Kilo schwer ist die Menge der Eisenschlacke, die in einer kleinen Grube verborgen lag. Dieses Fundgut ermöglichte mithilfe der sogenannten Radiokarbonmethode eine Altersbestimmung. Das Ergebnis überraschte auch Dr. Jürgen Gaffrey von der Außenstelle Münster der LWL-Archäologie für Westfalen. Es weist in die frühe bis mittlere Eisenzeit, etwa in den Zeitraum zwischen 750 und 400 v. Chr. "Demnach entstand die Schlacke spätestens im 5. Jahrhundert v. Chr. - womöglich sogar noch früher", sagt Gaffrey. "Damit liegt uns der Nachweis für die bislang älteste bekannte Eisenverhüttung in Westfalen vor."
Darauf deutete bereits die Entdeckung einer Keramikscherbe hin, die unweit der Grube lag und mit markanten Fingertupfen verziert war. Diese Art von Keramik war bei den Menschen, die in dieser Epoche der Eisenzeit lebten, sehr beliebt. Auch Dr. Manuel Zeiler nahm die Schlacke als Experte für diese Zeitstufe und außerdem als Fachmann für Verhüttungsprozesse bei der LWL-Archäologie für Westfalen unter die Lupe: "Die Schlacke zeigt die typischen Fließstrukturen, wie sie bei den Produktionsprozessen in der Eisenzeit entstehen."
Damals dienten kleine, aus Lehm gebaute Öfen zur Eisenproduktion. Das Eisenerz wurde zerkleinert, mit Holzkohle vermischt und für einige Stunden auf über 1.000 Grad erhitzt. Dabei trennte sich das Eisen vom Gestein ab. Das überflüssige Material floss als Schlacke in den unteren Teil des Ofens. Oben reicherte sich das Eisen als schwammartige Brocken, sogenannte Luppen, an. Der gesamte Ofen musste abgebrochen werden, um an das begehrte Produkt zu gelangen. Die überflüssige Schlacke wurde entsorgt. Die eisenhaltigen Stücke reinigte man, indem man die darin verbliebene Schlacke mit schweren Hämmern herausschmiedete. So gewannen die vorzeitlichen Fachleute Stahl, der wiederum zu Geräten weiterverarbeitet wurde. "Die ältesten Zeugnisse dieser Art der Eisenerzverhüttung stammten in Westfalen bislang aus dem Siegerland und entstanden später als die Schlacke in Recke", weiß Dr. Manuel Zeiler.
Die übrigen Funde auf der ungefähr 750 Quadratmeter großen Fläche stammen aus unterschiedlichen Epochen. Mehrere Artefakte aus Feuerstein, darunter eine charakteristische Klinge, bezeugen die Anwesenheit von späten Jägern und Sammlern in der mittleren Steinzeit. Deutlich jünger sind einige Scherben und ein stark abgenutzter Klopfstein zum Aufrauen von Mahlsteinen. Diese Funde sprechen dafür, dass es auf dem Kälberberg bereits eine Besiedelung gab.
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