Ausgrabungen in Unterbalbach bei Lauda-Königshofen
Prof. Reinhart präsentierte heute gemeinsam mit den Archäologen des Regierungspräsidiums Stuttgart die herausragenden Ergebnisse der archäologischen Ausgrabungen der Denkmalpflege des Regierungspräsidiums Stuttgart im zukünftigen Wohnbaugebiet Mühlbach-Heißgrat in Unterbalbach, Stadtteil von Lauda-Königshofen (Main-Tauber-Kreis/ Baden-Württemberg). Neben Siedlungen mehrerer vor- und frühgeschichtlicher Perioden, insbesondere der ausgehenden Bronzezeit (Urnenfelderkultur), liegen hier gleich mehrere Bestattungsplätze der genannten sowie nachfolgender Zeitepochen wie der Kelten und Germanen sowie der Völkerwanderung und des frühen Mittelalters vor. Zu den herausragenden Funden zählen Keramikgefäße der Jungsteinzeit, ein spätkeltisches Schwert, römische Importkeramik sowie ein Goldanhänger aus dem 7. Jahrhundert. Die herausragende Bedeutung der Ausgrabung liegt vor allem an der sich über fast drei Jahrtausende erstreckende Kontinuität, Vielfalt und Reichhaltigkeit der Befunde, außerdem wirft sie ein neues Licht auf die Besiedelung des Taubertals in frühgeschichtlicher Zeit.
Nachdem bei Unterbalbach schon früher durch eine Luftbildaufnahme archäologische Befunde entdeckt worden waren, wurde aufgrund der vorgesehenen Erschließung des Baugebiets Mühlbach-Heißgrat eine archäologische Grabung erforderlich. Bereits bei der ersten Sondierungsgrabung wurde ein bronzezeitlicher Grabhügel aufgedeckt. Des Weiteren kamen Gräber des frühen Mittelalters aus der Zeit von 300 - 700 n. Ch. zum Vorschein. Es folgten ur- und frühgeschichtliche Gräber aus den Epochen der Schnurkeramik 2800 - 2300 v. Ch., der keltischen Zeit von 800 - 100 v. Ch. und als archäologisches Highlight ein germanisches Brandgräberfeld aus der Zeit von 100 v. Ch. - 300 n. Ch. Neben den verschiedenen Gräbern konnte auch eine keltische Hofstelle untersucht werden. Hervorzuheben sind die auch im Taubertal seltenen Befunde der Bronzezeit, vor allem aber die frühgermanischen Funde der sogenannten Großromstedter Gruppe, die nach einem Fundort bei Jena benannt ist. Gerade sie geben Aufschluss über das Zusammenleben der Neuzuwanderer mit den letzten Kelten. Erstmals im Taubertal gelingt es hier einen Brandgräberfriedhof dieser Epoche in größerem Umfang mit modernsten Methoden zu erforschen. Der frühmittelalterliche Bestattungsplatz der Zeit um 700 n.Chr. ist schließlich der älteste Beleg des heutigen Unterbalbach und seiner für damalige Verhältnisse wohlhabenden Bewohner.
Schon am Sonntag, den 13.9.2009, dem Tag des offenen Denkmals, hatte Grabungsleiter Matthias Weber und sein Team die Grabungsstelle von 10.00 bis 17.00 Uhr der interessierten Öffentlichkeit präsentiert, stündlich Führungen angeboten und Fragen beantwortet. Über 400 Besucher nutzten diese Gelegenheit. Fachlich betreut werden die Ausgrabungen durch Konservator Dr. Andreas Thiel von der Archäologischen Denkmalpflege beim Regierungspräsidium Stuttgart. Das untersuchte Areal hat eine Fläche von rund 25.000 Quadratmetern. Die Funde aus der Ausgrabung werden nach Esslingen verbracht und in den Werkstätten des Landesamts für Denkmalpflege restauriert.
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