Archäologische Entdeckungen unter St. Marien in Lübeck

Im Rahmen der geplanten Innenraumsanierung der Kirche St. Marien machten Archäologinnen und Archäologen der Hansestadt Lübeck im Kirchenschiff von St. Marien erstaunliche Funde, die weit in die Geschichte der Kirche und der Stadt zurückreichen.

Ausgrabung in der Kirche St. Marien in Lübeck
André Dubisch, Archäologe der Hansestadt Lübeck, präsentiert eine kunstvoll verzierte Fußbodenfliese aus den 1370er Jahren des ehemaligen Chors in der Ausgrabungsstätte in St. Marien. Foto © HL

Die über einen Meter tiefen Ausgrabungen gewähren einen einzigartigen Blick in die Frühgeschichte der Marienkirche, deren Ursprünge bis zu einem Vorgängerbau im 12. Jahrhundert datiert werden können. "Die St. Marien zu Lübeck, Teil des UNESCO-Welterbes, größtes Backsteingewölbe der Welt, zeigt uns einmal mehr, dass längst nicht alle Geschichten über diese Kirche erzählt sind", beschreibt Senatorin für Kultur und Bildung, Monika Frank, die archäologischen Funde. "Neben diesen Entdeckungen freut mich aber auch besonders die hervorragende Zusammenarbeit zwischen der Hansestadt Lübeck, dem Landeskirchenamt, dem Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg und den weiteren Beteiligten."

Aktuelle Funde vertiefen das faszinierendere Kapitel der Geschichte St. Mariens

Bei den Grabungen wurden Mauern freigelegt, die auf massiven Feldsteinfundamenten gründen und eindeutig aus der "Boomphase" der Zeit um 1200 stammen. Diese Entdeckungen bestätigen nicht nur die bisherigen bauhistorischen Annahmen über den Bau der romanischen Basilika, sondern werfen ein neues Licht auf das Aussehen der Kirche zu dieser Zeit.

Bereits gegen Ende des 12. Jahrhunderts begann der Bau der beeindruckenden romanischen Backsteinbasilika, die als Symbol des wirtschaftlichen Aufschwungs Lübecks unter der Herrschaft des dänischen Königs Waldemar II. galt. Dank der finanziellen Unterstützung der Lübecker Kaufleute entstand hier eine Kirche, die sogar in ihrer Größe den berühmten Lübecker Dom übertreffen sollte.

"Wir haben die Möglichkeit, zu den frühesten Phasen der Stadtgeschichte vorzudringen. Das ist atemberaubend und zeigt, wie früh in der Besiedelung unserer Stadt die Kirchen die zentralen Orte waren, an denen die wichtigen Themen der Stadtgesellschaft zusammenfinden. Nun erleben wir den glücklichen Umstand, dass die Archäologie in einem nie für möglich gehaltenen Ausmaß die historischen Schichten freilegt. Wir können hautnah dabei sein und erfahren Stadtgeschichte und die Geschichte der Marienkirche noch einmal ganz neu", erklärt Pastor von St. Marien, Robert Pfeifer.

Gefundene Backsteine als Symbol des damaligen Wohlstands

Besonders bemerkenswert ist, dass die verwendeten Backsteine nicht nur durch ihre imposante Größe und hochwertige Verarbeitung bestechen, sondern auch ein eindrucksvolles Zeugnis des wirtschaftlichen Erfolgs und der Bedeutung der Lübecker Kaufleute zu dieser Zeit sind. Der für die Innenstadt zuständige Archäologe, André Dubisch, hebt hervor: "Diese Backsteine spiegeln das wachsende Selbstbewusstsein der Kaufleute wider, die mit dem Bau dieser prächtigen Kirche einen bleibenden Eindruck hinterlassen wollten."

Selbst sogenannte "Scharrierungen", ein stilistisches Mittel der frühen romanischen Backsteinbaukunst, konnten nachgewiesen werden – feine, handwerklich geschaffene Rillen, die den Backsteinen eine besondere ästhetische Note verliehen. Neben diesen spektakulären Funden wurden auch kunstvoll verzierte Fußbodenfliesen aus den 1370er Jahren des ehemaligen Chors sichergestellt – ein wahrer Schatz der mittelalterlichen Kunst.

Die geplanten archäologischen Eingriffe in den Seitenschiffen und dem Chorbereich der Kirche St. Marien werden in enger Zusammenarbeit mit dem Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg, der Gemeinde St. Marien und der städtischen als auch kirchlichen Denkmalpflege fortgeführt. "Wir konnten als Kirchenkreis diese archäologischen Arbeiten durch den Einsatz der Kolleginnen und Kollegen der Kirchenbauhütte unterstützen und sind stolz, nun Teil dieser Entdeckungen zu sein", erklärt Liane Kreuzer, Leiterin der Bauabteilung des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg. "Wir arbeiten sehr kooperativ mit dem Bereich Archäologie und Denkmalpflege der Stadt Lübeck zusammen. Uns allen wurde hiermit wieder aufgezeigt, in welchem hochkulturellen und stadtgeschichtlich brisanten Bereich wir uns mit den Arbeiten an unseren Kirchen und den Sieben-Türmen bewegen."

Ziel ist es, die archäologischen Entdeckungen in Zukunft für die Öffentlichkeit zu erklären. Diese bedeutenden Funde tragen dazu bei, die Kulturgeschichte der Marienkirche zu bewahren und gleichzeitig das historische Erbe mit modernen technischen Anforderungen für die zukünftige Nutzung der Kirche in Einklang zu bringen.

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