Archäologische Ausgrabungen in Walpernhain, Saale-Holzland-Kreis
Dank der guten Zusammenarbeit zwischen dem Vorhabensträger 50Hertz und dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie des Freistaates Thüringen konnte auf einer Erweiterungsfläche für den Kabeleinbau bei Walpenhain (Saale-Holzland-Kreis) eine komplexe Siedlung der Jungsteinzeit ausgegraben werden. Dabei wurden 6–7 Häuser der sogenannten Kultur der Stichbandkeramik (4.900–4.500 v. Chr.) freigelegt. Von den max. 17 x 9 m großen Gebäuden wurden zahlreiche Pfostengruben dokumentiert, die bis zu 1 m tief in den Boden reichten. Hausbegleitende Gruben enthielten sehr viele Funde, darunter Feuersteinartefakte, Steingeräte zur Holzbearbeitung, Bohrkerne, Reibmühlen und häufig verzierte Keramik. Insgesamt wurden über 10.000 Fundstücke geborgen. Sie lassen umfangreiche Rückschlüsse zur Lebensweise in dieser Zeit zu. Besonders hervorzuheben sind Werkplätze zur Steinbearbeitung, die eine detaillierte Rekonstruktion der Bearbeitungstechnologie unterschiedlicher Gesteinsarten erlauben. Zusätzlich konnte das TLDA neun Schlitzgruben erfassen, die zwar jünger als die Häuser, aber wahrscheinlich ebenfalls jungsteinzeitlich sein dürften. Über die Funktion dieser langschmalen, tiefreichenden Befunde streitet die Fachwelt noch.
Die mindestens 6.500 Jahre alte Siedlung konnte nahezu vollständig ergraben werden, ohne den Baufortschritt der Energietrasse zu beeinträchtigen. Auf den Standorten der steinzeitlichen Häuser werden nun die Flächen für das Vorbereiten der großen Stromkabeltrommeln gebaut. Das TLDA wird die Arbeiten am SOL voraussichtlich noch bis 2027 begleiten.
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