Archäologin Laura Dietrich in Heisenberg-Programm aufgenommen
Laura Dietrich ist spezialisiert auf die experimentelle Archäologie. "Mein Ziel ist es, Wissen nicht nur anhand von Ausgrabungen und Funden zu gewinnen. Mir geht es darum, die Objekte in ihrem historischen Kontext zu erforschen und gewissermaßen Biografien dieser Gegenstände zu erstellen", sagt die gebürtige Österreicherin. Für ihre neuen Forschungsprojekte an der MLU kommen dafür möglichst originalgetreu nachgebaute Steinbeile und Mahlsteine zum Einsatz: "Wir werden die Replikate so benutzen, wie wir glauben, dass sie damals benutzt wurden - also Äxte zum Holzfällen und Mahlsteine zum Getreidemahlen", so Dietrich. Die Abnutzung der neuen Werkzeuge wird dabei akribisch erfasst, mit 3D-Scannern dokumentiert und mit den Originalen abgeglichen. Das Ziel ist, so mehr darüber herauszufinden, mit welcher Technik, wie häufig und wie intensiv die Steinzeitgeräte genutzt wurden.
Diese Erkenntnisse sollen wiederum in KI-gestützte Simulationen einfließen, die den Einfluss des Menschen auf seine Umwelt untersuchen. "Konkret geht es um die Identifikation von Strategien der Umweltnutzung und Ernährung", fasst Dietrich zusammen. Mit ihrer Forschung möchte sie besser verstehen, wie und warum die Menschen sesshaft wurden und zum Beispiel damit anfingen, im großen Maßstab Landwirtschaft zu betreiben. All das hat auch Folgen für die Ernährung der Menschen, die Dietrich ebenfalls untersucht. 2019 konnte sie in einer viel beachteten Studie zum Beispiel zeigen, dass die Bewohner von Göbekli Tepe, einer bekannten Fundstelle in der heutigen Türkei, bereits vor über 8.000 Jahren Getreidebreie und Bier in großen Maßstäben herstellten.
In Halle findet die Wissenschaftlerin ideale Bedingungen für ihre weitere Arbeit: "Das wissenschaftliche Umfeld an der MLU ist großartig, außerdem habe ich mit dem Landesamt für Archäologie und Denkmalpflege einen zentralen Kooperationspartner mit einem wichtigen Quellenfundus direkt vor Ort", so Dietrich.
Laura Dietrich (1978) studierte Ur- und Frühgeschichte, Vorderasiatische Archäologie, Klassische Archäologie und Geschichte an der Universität Bukarest und der Freien Universität Berlin. 2010 wurde sie an der FU promoviert, 2022 folgte dort die Habilitation. Dazwischen war Dietrich an mehreren wissenschaftlichen Einrichtungen tätig und führte verschiedene Ausgrabungen durch. Vor ihrem Wechsel an die MLU war die Forscherin am Österreichischen Archäologischen Institut als stellvertretende Leiterin der Gruppe "Prehistoric Phenomena" tätig.
Das Heisenberg-Programm der DFG ist nach dem Physiker Werner Heisenberg benannt, der mit 31 Jahren den Nobelpreis für Physik erhielt. Das prestigeträchtige Programm dient der Förderung exzellenter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die bereits alle Voraussetzungen für den Ruf auf eine Professur erfüllen. Die Forschenden erhalten die Möglichkeit, ambitionierte Forschungsprojekte an einem Ort ihrer Wahl umzusetzen und so ihre wissenschaftliche Reputation weiter zu steigern.
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