Archäologie in Mannheim
„Das Gräberfeld war das Highlight der Mannheimer Archäologie der letzten zehn Jahre“, so Dr. Klaus Wirth, Leiter der Archäologischen Denkmalpflege und Sammlungen an den Reiss- Engelhorn-Museen. „Die Tafeln sorgen künftig dafür, dass diese einzigartige Ausgrabung nicht in Vergessenheit gerät. Es ist die Aufgabe der Archäologischen Denkmalpflege, solche Informationen der interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.“ Für die Grabungsarbeiten wurden öffentliche Gelder verwendet. „Daher möchten wir, dass die Bürgerinnen und Bürger auch längerfristig von solchen Aktionen profitieren und wir ihnen auf diese Weise etwas zurückgeben“, so der rem-Archäologe.
Die Tafeln befinden sich an der Ecke Bösfeldweg 4 und Xaver-Fuhr- Straße sowie vierhundert Meter weiter entlang des Bösfeldwegs 4 in der Nähe des Karolingerbrunnens. Sie verweisen auf das Gräberfeld, das vor drei Jahren vollständig ausgegraben wurde; die Grabungsgeschichte geht jedoch durch die archäologischen Aktivitäten des Mannheimer Altertumsvereins bis in das Jahr 1906/1907 zurück. Mit mehr als 850 Körpergräbern ist die Nekropole bisher einer der größten Friedhöfe der Merowingerzeit, der am Oberrhein freigelegt wurde. Außergewöhnlich ist die erstaunlich gute Erhaltung der reichen Grabausstattungen, wie etwa Schmuck, Gefäße oder Waffen, die von den ehemaligen Bewohnern erzählen.
Nur ca. 400 m südöstlich vom Friedhofsbereich lag ein damals unter dem Namen „Herimundesheim“ bekanntes Dorf. Dies thematisiert die dritte Tafel, die ebenfalls am Bösfeldweg im Bereich des Karolingerbrunnens steht. Zwar fanden dort schon 1933 archäologische Ausgrabungen statt, jedoch sind Dokumentation und Funde weitgehend verloren gegangen. Haus- und Kellergruben, Feuerstellen, Reste von Töpfen und ein Sandsteinbrunnen gaben den Forschern dennoch Einblick in die Lebensweisen der wahrscheinlich von Reitern angeführten Menschen, die dort als Gefolgsleute der Merowingerkönige mit ihren Familien lebten.
Die Ausgrabungsstätte verspricht weitere spektakuläre Funde und Erkenntnisse. „Mit der Zustimmung der Eigentümer werden Archäologen der Reiss-Engelhorn-Museen auf den Äckern im Bereich der Siedlungen Ausgrabungen durchführen, um die Einheit zwischen Siedlung und Gräberfeld herauszufinden“, erklärt Dr. Klaus Wirth.
Mit Ausstellungen wie beispielsweise „Tatort Bösfeld“ 2005 ermöglichen die rem-Archäologen den Besuchern, einen Blick auf Grabungsfunde und -ergebnisse zu werfen. Die neuen Schilder im Bösfeld sind nun ein weiteres Angebot, das die archäologischen Themen in den Alltag der Menschen integriert. Jeder interessierte Radfahrer und Spaziergänger kann sich künftig vor Ort ein Bild davon machen, was vor rund 1500 Jahren an genau dieser Stelle existierte.
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