Alte Sprache wird im Internet lebendig

Sabäisches Wörterbuch der Universität Jena ist online

Das Sabäische wird ähnlich wie Latein oder Altgriechisch nicht mehr gesprochen. Genau genommen weiß man heute gar nicht genau, wie es klang, wenn sich zwei Bewohner des Südens der Arabischen Halbinsel vor fast 2.000 Jahren unterhielten, da die Sabäer Vokale in ihrem Alphabet nicht ausgedrückt haben. Dank der Orientalisten der Friedrich-Schiller-Universität Jena erwacht die Sprache der Sabäer aber nun zu neuem Leben, und zwar – wie es sich für das 21. Jahrhundert gehört – im Internet.

Prof. Nebes
Altorientalist Prof. Dr. Norbert Nebes und sein Team von der Uni Jena machen altsüdarabische Texte wie diese steinerne Inschrift in einem Online-Wörterbuch der Öffentlichkeit zugänglich. Foto: Jan-Peter Kasper/FSU

Seit Anfang September ist das Sabäische Wörterbuch unter der Adresse sabaweb.uni-jena.de abrufbar. »Die Publikationsform mag vielleicht für Außenstehende etwas unüblich erscheinen, aber auch die Altertumswissenschaften gehen inzwischen verstärkt dazu über, solche Werke im Internet zu veröffentlichen«, erklärt Prof. Dr. Norbert Nebes von der Universität Jena. So könnten etwa Nutzer von überall auf der Welt unkompliziert darauf zugreifen, auch wenn das Wörterbuch noch im Entstehen begriffen ist. Eine englische Version des Sabäischen Wörterbuchs sei ebenfalls geplant.

Datenbank mit etwa 10.000 altsüdarabischen Texten

Anders als andere Werke dieser Art ist es nicht alphabetisch aufgebaut, sondern behandelt nacheinander die einzelnen Textgattungen. Die Mitarbeiterinnen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft als Langfristvorhaben unterstützten Projektes – Dr. Anne Multhoff, Mariam Kilargiani und Helen Wiegleb – pflegen nach und nach jede einzelne Inschrift ein und geben Übersetzungsmöglichkeiten für die einzelnen Wörter an. Für die informationstechnischen Rahmenbedingungen sorgt vor allem Heiko Werwick. Insgesamt haben die Jenaer Experten eine Datenbank mit etwa 10.000 altsüdarabischen Texten zusammengestellt. Rund die Hälfte davon ist in sabäischer Sprache verfasst. Mehr als 1.300 Einträge enthält das Wörterbuch bereits, alle weiteren folgen in den kommenden sechs Jahren. Es sind sowohl Widmungen für die verschiedenen sabäischen Gottheiten, die teilweise ganze Kriegsberichte enthalten, als auch Rechtstexte und Bauinschriften. Sogar Briefe in Form kleiner Holzstäbchen befinden sich unter den schriftlichen Zeugnissen, die uns aus dem Reich der Sabäer geblieben sind.

»Selbstverständlich kommen auch immer mal wieder Inschriften dazu, so etwa aus unveröffentlichten Museumsbeständen«, informiert Norbert Nebes. »Ausgrabungen fördern derzeit allerdings keine neuen Zeugnisse zutage, da sie unter den aktuellen politischen Verhältnissen im Jemen leider nicht möglich sind.« Der Jenaer Saba-Experte hofft darauf, dass sich durch das Wörterbuch die weltweite Forschung auf diesem Gebiet besser vernetzt. »Die sabäischen Quellen sind vor allem für Altertums- und Islamwissenschaftler, Orientalisten und Theologen interessant«, sagt er. »Wir würden uns freuen, wenn die Benutzung des neuen Standardwerks den Kreis der Wissenschaftler, die damit arbeiten, näher zusammenbringt.«

Das Volk der Sabäer besiedelte von etwa 1000 v. Chr. bis ca. 600 n. Chr. das Gebiet des heutigen Jemen, dehnte seine Einflusssphäre zeitweise aber auch bis nach Äthiopien aus. Seinen Wohlstand verdankte es vor allem einer ausgeklügelten Bewässerungstechnik in seinen Oasenstädten. Im Altertum waren die Sabäer als Kaufleute bekannt, die beispielsweise mit dem damals sehr wertvollen Weihrauch handelten. Besondere Berühmtheit erlangte eine biblische Gestalt: die sagenumwobene Königin von Saba. Ob es sie tatsächlich gegeben hat, ist bis heute umstritten, da sie in den epigraphischen Quellen bisher noch nicht aufgetaucht ist.

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