Ältester Knochen eines Hundes in Westfalen?
Die Funde der diesjährigen Kampagne geben Hinweise auf die Jagdgewohnheiten der Menschen und wie sie ihre Beute verarbeiteten. So sind auf dem Vorplatz der Höhle erstmals große Knochenfragmente von erlegten Tieren gefunden worden. Die Fragmente werden zur genauen Bestimmung an die Universität Köln gegeben. "Wir sind sehr gespannt zu erfahren, um welche Tierarten es sich handelt", zeigt sich Grabungsleiter Wolfgang Heuschen M.A. neugierig. "Da sich die Umwelt und mit ihr die Tierwelt am Ende der letzten Eiszeit sehr rasch wandelte, ist es sehr spannend, welche Beute die Menschen zu dieser Zeit hier gejagt haben."
Auf den Knochenoberflächen konnten die Archäologen bei ersten Untersuchungen unter dem Mikroskop bereits Ritzungen entdecken. Der langjährige Projektleiter PD Dr. Jörg Orschiedt konnte diese Spuren aufgrund ihrer Beschaffenheit als Schnittspuren identifizieren: "Die Ritzungen verlaufen charakteristisch V-förmig. Sie sind ein Beweis dafür, dass die Menschen die Tiere nach erfolgreicher Jagd an der Blätterhöhle mit Steinwerkzeugen zerlegt haben." Die Forscher haben darüber hinaus kleine Knochenfragmente gefunden. "Die Splitter weisen darauf hin, dass die Röhrenknochen aufgeschlagen wurden, um an das Knochenmark im Innern zu gelangen", erläutert Orschiedt.
Weitere Hinweise über die damalige Jagd an der Blätterhöhle erhalten die Archäologen über die freigelegten Steingeräte. Auffällig ist, dass alle Rückenspitzen, aus Feuerstein gefertigte Pfeilspitzen, entweder fragmentiert oder beschädigt sind. Die Forscher schließen darauf, dass die Jäger die beschädigten Pfeile an der Blätterhöhle erneuert und dabei die defekten Spitzen zurückgelassen haben.
Die Archäologen warten auch auf die derzeit laufenden Untersuchungen zu den Hunderesten, die 2017 gefunden worden. "Ein Schienbeinstück, dass aus den späteiszeitlichen Schichten des Vorplatzes stammt, könnte der bisher älteste Überrest eines Hundes in Westfalen sein" gibt sich Prof. Dr. Michael Baales von der LWL-Archäologie für Westfalen optimistisch. Das Stück wird aktuell in München genetisch untersucht und anschließend in Mannheim mit der sogenannten Radiokarbonmethode datiert.
Noch bis zum Ende September ist das Grabungsteam im Rahmen einer Lehrgrabung im Gelände tätig. Das Team besteht aus 20 Studierenden der Ur- und Frühgeschichte an der Ruhr-Universität Bochum. Für 2019 ist die nächste Grabungskampagne auf dem Vorplatz geplant. Da das Areal vor der Blätterhöhle jedoch für die Arbeiten zu klein wird, wird es sich um die vorerst letzte Grabung handeln. Danach werden die Archäologen die umfangreichen Grabungsdaten der vergangenen Jahre auswerten.
Bereits zum vierten Mal führt die LWL-Archäologie für Westfalen, Außenstelle Olpe, mit Unterstützung der Stadt Hagen und des Arbeitskreises Kluterthöhle e.V., Grabungen vor und in der Blätterhöhle durch. Die Ausgrabungen werden von Prof. Dr. Michael Baales, dem Leiter der Außenstelle Olpe, koordiniert und von Wolfgang Heuschen M.A. vor Ort geleitet. Dabei arbeitet er eng mit dem langjährigen Forschungsleiter Dr. Jörg Orschiedt von den Reiss-Engelhorn-Museen / Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie in Mannheim zusammen. Nach den herausragenden Funden von jung- und mittelsteinzeitlichen menschlichen Überresten der vergangenen Jahre wurden die Ausgrabungen in diesem Jahr auch fortgesetzt, um noch weiter zurückreichende Erkenntnisse zu gewinnen.
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