Ältester Hinweis auf Gusseisenherstellung in Europa
Die Ausgrabung erbrachte auf dem felsigen Steilhang des Burgbergs die Überreste einer spätantiken Höhensiedlung des 4. bis 8. Jahrhunderts n. Chr. mit einer Eisenhütte, mindestens einer frühchristlichen Bischofskirche, mit Wohn- und Handwerkerbauten sowie einem zugehörigen Gräberfeld. Hier waren neben Latein sprechenden Einheimischen auch Zuwanderer aus Bayern mit Goldschmuck und Prunkbewaffnung beigesetzt. Aufgrund von Schlacken- und Roheisenuntersuchungen des Mannheimer Curt-Engelhorn-Zentrums Archäometrie konnte das Team nachweisen, dass in den aus Lehm und Steinen gesetzten Verhüttungsöfen Gusseisen hergestellt wurde. "Das Besondere an dieser Siedlung ist die Eisenhütte. Sie bietet den bislang ältesten Hinweis auf Gusseisenherstellung in Europa, was von den Medien in Südtirol als kleine Sensation gewertet wurde", kommentiert Kuhnen die neuen Ergebnisse, die er zeitnah in Buchform vorlegen will.
Technikgeschichtlich steht die Säbener Eisenhütte damit an der Schwelle eines neuen Zeitalters, in dem leistungsfähige Hochöfen auch Erze von geringerem Eisengehalt verhütten und damit die Verfügbarkeit des Rohstoffs Eisen enorm steigern konnten. Vor dem Aufkommen von Hochöfen gab es zur Eisenverhüttung nur sogenannte Rennfeueröfen, die hochwertiges Erz benötigten und aufgrund ihrer niedrigeren Betriebstemperaturen nur geringen Ertrag brachten. Dass die Hüttenleute und mit ihnen der örtliche Bischof ausgerechnet den Säbener Burgberg für ihren innovativen Betrieb wählten, ist nach Meinung Kuhnens kein Zufall: "Immerhin lag der Säbener Burgberg dem berühmten mittelalterlichen Montanrevier des Villanderer Berges genau gegenüber und kontrollierte den Zugang zu ihm." Die genauen Abbaustellen der Eisenerze sind indes noch nicht identifiziert. Hierfür setzt Kuhnen auf die Lagerstättenkunde der Südtiroler Montanforscher, die bereits Interesse an dem Thema signalisiert haben.
Die Ausgrabung fand 1978 bis 1982 unter Leitung der Universität Bonn auf dem Burgberg von Säben in der Südtiroler Gemeinde Klausen statt, blieb aber aus technischen Gründen lange in der Schublade und konnte erst jetzt durch Kuhnen und ein kleines Forschungsteam abschließend bearbeitet werden.
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