Aborigines erhielten schon vor 4000 Jahren Besuch

Bereits lange vor der europäischen Siedlungswelle wanderten Menschen vom indischen Subkontinent in Australien ein und vermischten sich mit den Aborigines.

Als Sahul wird die zusammenhängende Landmasse bezeichnet, die während der letzten Eiszeit aus Australien, der nordöstlich davon gelegenen Insel Neuguinea und der südöstlich gelegenen Insel Tasmanien bestand. Sunda bestand aus den heutigen Inseln Borneo, Sumatra, Java, Palawan und weiteren kleineren Inseln Südostasiens sowie Hinterindien und war Teil des asiatischen Kontinents. Die Wallace-Linie, die Lydekker-Linie und die Weber-Linie sind biogeografische Trennlinien zwischen asiatischer und australischer Flora und Fauna.
Als Sahul wird die zusammenhängende Landmasse bezeichnet, die während der letzten Eiszeit aus Australien, der nordöstlich davon gelegenen Insel Neuguinea und der südöstlich gelegenen Insel Tasmanien bestand. Die Absenkung des Meeresspiegels gegenüber heute betrug während des Maximums der Eiszeit bis zu 100m. CC 3.0 Maximilian Dörrbecker

In Australien finden sich mit die ältesten archäologischen Belege für die Anwesenheit von modernen Menschen außerhalb Afrikas. Die frühesten Fundstätten werden auf ein Alter von wenigstens 45.000 Jahren datiert. Bisher wurde in der Wissenschaft angenommen, dass es im Anschluss an die ursprüngliche Verbreitung von Menschen über die gemeinsame Landmasse Australien-Neuguinea (Sahul) und vor dem Eintreffen der Europäer im 18. Jahrhundert keinen Kontakt zwischen Australien und dem Rest der Welt gegeben hat.

Die Wissenschaftlerin Irina Pugach und Kollegen vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig analysierten in ihrer aktuellen Studie die genetische Variation innerhalb des Erbguts von australischen Aborigines, Bewohnern Neuguineas, Bewohnern der Südostasiatischen Inseln und Indern. Das Ergebnis: Vor 4.230 Jahren, also deutlich vor dem Kontakt mit Europäern, kam es zu einem substanziellen Genfluss von Indien nach Australien. »Interessanterweise findet man etwa zur selben Zeit zahlreiche Veränderungen im australischen Fossilbericht«, so Irina Pugach. »Dazu gehören plötzliche Veränderungen bei der Verarbeitung von Pflanzenteilen und der Herstellung von Steinwerkzeugen sowie das erste Erscheinen des Dingos in der Region«. Die Wissenschaftlerin ist sich sehr sicher, dass diese Veränderungen in der Kultur der Aborigines im Zusammenhang mit der Migration gesehen werden müssen.

Weiterhin konnte das Anthropologenteam mit seiner Studie beweisen, dass Populationen aus Australien, Neuguinea und die auf den Philippinen lebenden Mamanwa eine gemeinsame Herkunft haben, deren weitere Entwicklung dann allerdings vor 36.000 Jahren, so die Schätzung der Wissenschaftler, getrennt voneinander lief. Besonders bei den Australiern und Neuguineer ist diese frühe Trennung bemerkenswert, da Sahul erst vor 8.000 Jahren durch die ansteigenden Meeresspiegel getrennt wurde.

Laut Mark Stoneking, ebenfalls Forscher am Max-Planck-Institut, unterstützen diese neuen Ergebnisse die Forschungsmeinung, »dass es sich bei diesen Populationen um die Nachfahren der Menschen handelt, die einer uralten südlichen Migrationsroute aus Afrika heraus gefolgt waren, während andere Populationen die Region erst später über eine andere Migrationsroute besiedelten«.

Publikation

Irina Pugach, Frederick Delfin, Ellen Gunnarsdóttir, Manfred Kayser und Mark Stoneking: Genome-wide data substantiate Holocene gene flow from India to Australia. PNAS Januar 2013. doi:10.1073/pnas.1211927110

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