1200 Jahre altes Frachtschiff »Karl« zu Gast in Mainz
Gut verpackt und in einem 40-Fuß-Container verladen, kam der elf Meter lange Schiffsfund am Dienstagmorgen in Mainz an und wurde mit einem Kran auf das Gelände des Museums für Antike Schiffahrt befördert. Archäologen und Restauratoren des Römisch-Germanischen Zentralmuseums (RGZM) und des DSM waren gleichermaßen darauf bedacht, das empfindliche Schiff nicht zu beschädigen. Amandine Colson, Restauratorin am DSM, organisierte den Transport von Bremerhaven aus und kam extra nach Mainz, um bei der Entladung des empfindlichen Objektes dabei zu sein.
»Der Transport eines solchen Exponates birgt natürlich immer ein gewisses Risiko. Umso wichtiger ist dabei eine gute Zusammenarbeit und wir freuen uns sehr über dieses Kooperationsprojekt«, sagt Prof. Dr. Sunhild Kleingärtner, Geschäftsführende Direktorin des DSM und ergänzt: »Unser Karl hat das DSM seit 25 Jahren nicht verlassen und geht jetzt anlässlich seines Jubiläums auf die Reise nach Mainz.«
Lastkahn »Karl«
Im März 1989 fand ein Baggerführer die Überreste des Schiffes in einer Bremer Hotelbaugrube. Das ursprünglich 16 bis 20 Meter lange Flachbodenschiff wurde im Bereich eines Nebenarms der Weser gefunden und konnte dank dendrochronologischer Untersuchungen ins Jahr 808 n. Chr. datiert werden. Der hintere Teil des Schiffes fehlt – heute sind noch elf Meter Schiffslänge erhalten.
Nach seiner Bergung wurde der Lastkahn im Deutschen Schiffahrtsmuseum in Bremerhaven mehr als zehn Jahre lang restauriert und konserviert. Seit 2000 ist er dort ausgestellt. »Im Gegensatz zum Römischen-Germanischen Zentralmuseum, die ihre Holzobjekte mit Kauramin behandeln, konservieren wir unsere Holzobjekte mit Polyethylenglycol (PEG)«, erläutert Amandine Colson. In der Sonderausstellung werde »Karl« im selben Raum mit Holzexponaten des RGZM ausgestellt und für sie als Restauratorin unmittelbar vergleichbar.
»Die Binnenschifffahrt spielte im Karolingerreich eine große Rolle, wie wir den schriftlichen Zeugnissen entnehmen können«, sagte Professor Falko Daim, Generaldirektor des Römisch-Germanischen Zentralmuseums am Dienstagmittag. „Karl der Große selbst hat auf seinen zahlreichen Reisen – wo immer möglich – den Wasserweg genommen. Das Flachbodenschiff, das heute bei uns »anlandet«, ist eins der wenigen erhaltenen Exemplare seiner Art und wird das Topexponat unserer Ausstellung sein.“
Die Sonderausstellung
Zum 1200. Todestag Karls des Großen zeigt das RGZM eine Sonderausstellung im Museum für Antike Schiffahrt. Mittelpunkt der rund 300 m² großen Schau ist ein 793 n. Chr. auf die Initiative Karls des Großen entstandener schiffbarer Kanal, der Rhein und Donau verband. Die Schau basiert auf aktuellen Forschungen des DFG-Schwerpunktprogramms »Häfen von der Römischen Kaiserzeit bis zum Mittelalter«, an dem das RGZM und das DSM maßgeblich beteiligt sind. Das Interessante: Die Besucher erhalten Einblicke in die Fragen und Methoden, mit denen die archäologische Forschung eine solche Baumaßnahme »zum Sprechen« bringt und in der Folge auch unser Verständnis für die Zeit Karls des Großen erweitert. Der Karlsgraben, der sich in der Nähe von Treuchtlingen in Mittelfranken befindet, wird derzeit von Forscherteams der Universität Jena, der Universität Leipzig und des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege im Rahmen des DFG-Schwerpunktprogramms untersucht.
RSS-Feeds @ Archäologie Online
- Nachrichten
- Videos
- Podcasts