100 Jahre Kerameikos-Grabung des Deutschen Archäologischen Institutes

Im Juli 1913 erteilte das griechische Kulturministerium den Deutschen die Genehmigung zur Ausgrabung der Athener Nekropole. Anläßlich des Jubiläums fand in Athen ein Festakt statt. Zudem soll in Berlin ein wissenschaftliches Kolloquium ausgerichtet werden - auf den Tag genau 100 Jahre, nachdem der erste Spatenstich im Rahmen des Kerameikos-Projektes erfolgte (am 8. April 1914).

Relief des Ritters Dexileos
Grabbezirk mit dem Relief des Ritters Dexileos. Kerameikos, Inv. P 1130 (Photo J. Stroszeck)

Fast jeder kennt ihn, den Kerameikos von Athen. Der bedeutendste Friedhof der antiken Stadt liefert das Bild, wie die Athener in klassischer Zeit ihrer Verstorbenen durch Grabterrassen und Grabreliefs gedachten. Heute im Zentrum Athens zwischen Hermes- und Piräusstraße gelegen, befand sich das 3,85 Hektar große Areal in der Antike am nordwestlichen Stadtrand.

Vor genau 100 Jahren, am 16. Juli 1913 wurde in einer Sitzung des Archaiologikon Symvoulion im griechischen Kulturministerium der Beschluss gefasst,  »die Aufdeckung des Kerameikos von Athen mit deutschen Mitteln zu vollenden« (Zitat Deutscher Reichsanzeiger). Nachdem die Archäologische Gesellschaft zu Athen bereits seit 1863 den Verlauf der Stadtmauer und die Reste der Gräberstraße erschlossen hatte, wurde die Kerameikos-Grabung damit in die Hände des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) gelegt.

Festakt

Anlässlich des Jubiläums fand am Abend des 16. Juli 2013 ein Festakt vor dem Kerameikos-Museum statt. Musikalisch untermalt und von Projektionen von historischen Aufnahmen des Geländes und der Ausgrabungen begleitet, würdigten u.a. Panos Panaiotopoulos, Minister für Kultur und Sport Griechenlands, Klemens Semtner, Gesandter der Deutschen Botschaft Athen und Vasilios Ch. Petrakos, Generalsekretär der Akademie Athens und Erster Sekretär der Archäologischen Gesellschaft, die 100jährige griechisch-deutsche Zusammenarbeit.
Friederike Fless, Präsidentin des DAI, blickte bei ihrer Rede nicht nur auf Vergangenes, sondern auch in die Zukunft: »Gerade jetzt, in einer Phase, in der die Gegenseitigkeit der griechisch-deutschen Beziehungen vielfach hinterfragt wird, haben wir besonderen Grund zu diesem Festakt. Wir feiern aus Freude, aber auch aus Stolz auf das gemeinsam Geleistete, wir feiern als Zeichen der Dankbarkeit für das kontinuierliche gegenseitige Vertrauen und wir feiern in der festen Überzeugung auf einen Fortbestand dieser Erfolgsgeschichte. Die Erforschung der griechischen Kultur fortzusetzen, und die Verantwortung für die Kulturgüter anzunehmen, sie zeitgemäß zu präsentieren und sie für kommende Generationen zu erhalten, sind nach wie vor die erklärten Ziele des deutschen Engagements im Kerameikos.«

»Die langjährige institutionelle Beziehung zwischen Griechenland und Deutschland, die mehrere politische Systeme überdauert hat, ist nur die eine Seite der Geschichte. Der andere Teil besteht aus den dahinter stehenden Menschen, den vielen Wissenschaftlern, aber auch den Architekten, Restauratoren, Zeichnern, Grabungsarbeitern, Studenten, Wächtern, Gärtnern und allen, die sich über die Jahre für Pflege und Erhalt der Antiken, des Geländes und auch des Museums eingesetzt haben«, unterstreicht Jutta Stroszeck, Projektleiterin auf dem Kerameikos.

Kerameikos-Grabung heute

Die schon im Reichsanzeiger von 1913 explizit formulierte Aufgabe, »für die Bergung und den Aufbau der Funde zu sorgen, das Ruinenfeld würdig auszugestalten« bildete im Lauf des vergangenen Jahrhunderts neben der Forschungstätigkeit immer einen Schwerpunkt der Arbeit des DAI im Kerameikos.

Die Erforschung und Pflege der öffentlichen Bauten sowie der berühmtesten und bedeutendsten Nekropole Athens mit ihren Denkmälern und ihre Erhaltung für zukünftige Generationen stellen bis heute eine Herausforderung dar. Die enge Zusammenarbeit, der Erfahrungsaustausch und der Wissenstransfer zwischen den beteiligten Archäologen, Architekten und Restauratoren beider Länder haben sich darin immer neu bewährt. Die kontinuierlich hohen Besucherzahlen im Kerameikos, selbst im Krisenjahr 2012 wurden 65.000 Besucher registriert, spricht für den Erfolg der Maßnahmen.

2012 hat das DAI erneut mit einer umfangreichen Kampagne zur Restaurierung und dauerhaften Präsentation von Bodendenkmälern begonnen, die in den kommenden Jahren systematisch fortgesetzt werden soll. Als jüngstes Kooperationsprojekt ist 2013 ein besonderes Monument vorgesehen: die Sanierung des vom Einsturz bedrohten, marmornen Grabdenkmals des Agathon aus Herakleia, aufgestellt um 350 v. Chr. Im Rahmen der Konservierungsarbeiten soll es auseinandergenommen, restauriert und im Gelände durch eine Kopie ersetzt werden. Daneben sind Vorschläge zur Konzeption einer zeitgemäßen Präsentation und zu langfristigen Konservierungsmaßnahmen in Arbeit.

Neuer Führer über das Grabungsgelände

Anlässlich des 100jährigen Jubiläums hat die Projektleiterin Dr. Jutta Stroszeck einen neuen wissenschaftlichen Führer über den Kerameikos verfasst. Die Publikation in Deutsch, Englisch und Griechisch wurde erst dank einer großzügigen Spende von Dr. Jürgen Trumpf und Dr. Maria Trumpf-Lyritzaki über die Gesellschaft der Freunde des Deutschen Archäologischen Instituts – Theodor Wiegand Gesellschaft – e.V. möglich.

Wissenschaftliches Kolloquium

Am 8. April 1914 erfolgte der erste Spatenstich unter Leitung des DAI auf dem Kerameikos. 100 Jahre später, am 8. April 2014 findet deshalb in der Bibliothek des Deutschen Archäologischen Instituts in Athen ein wissenschaftliches Festkolloquium statt. Weitere Details zur Veranstaltung können Sie im Vorfeld dem Veranstaltungskalender auf www.dainst.org entnehmen.

Kerameikos, Akademiestraße
Akademiestraße. Rechts die Fassade Lakedaimoniergräber (Photo J. Stroszeck)
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