Die Geschichte Friauls im Mittelalter
Im Folgenden soll eine allgemein gehaltene, historische Zusammenfassung gegeben werden, auch wenn ein allein auf Namen und Daten beruhendes Geschichtsbild geformt wird. Für ein Verständnis der Mittelalter- und Burgenarchäologie Friauls ist es vorauszusetzen, da die Burgen und ihre Befunde und Funde sonst nur Ausführungen zur Geschichte illustrieren. In dieser Vorgehensweise liegt einer der Fehler traditioneller Burgenforschung, die sich letztlich auf Geschichte beschränkte, nur in Ansätzen Bauforschung zur Verifizierung festgesetzter Meinungen heranzog und subjektive Wertvorstellungen wie politisch-religiöse Ansichten einband. In einem neutralen Modell der historischen Ereignisse im Friaul sollen darum angrenzende Epochen und verschiedene ethnische Gruppen N-O-Italiens Berücksichtigung finden. Von den politisch brisanten, nicht nur in der Bevölkerungsstruktur und -zusammensetzung von einschneidenden Umwälzungen betroffenen Zeiten des Hoch- und Spätmittelalters besitzen wir ansonsten neben den Schriftquellen bisher nur ein unvollständiges Bild der Lebensbedingungen und materiellen Güter. Immerhin lässt sich beispielsweise beobachten, dass mit den Gründungen des 11. Jh. Keramik des slawisch besiedelten Umfeldes von der Führungsschicht auf den Burgen adaptiert wurde und sich das Formenspektrum der Gebrauchskeramik in der Folgezeit Einflüssen aus allen Richtungen öffnete.
So strahlten beispielsweise die sich nach Nordwesten verbreitenden Verzierungsschemata donauländischer Keramik auch nach Friaul aus. Im 12. und 13. Jh. treten Vorbilder des süddeutschen und österreichischen Raumes hinzu, sodass sich die von Material und Funktion geprägten Formen einer ethnischen Zuweisung entziehen. Deren Verschmelzung in spätromanischer Zeit und die Entfaltung der gotischen Formensprache unterstützte die Entwicklung der multiethnisch durchsetzten Region zu einer symbiotischen Gemeinschaft, die nicht einmal mehr Aussagen über politische Zugehörigkeiten anhand des Fundmateriales zulässt, wie es bereits im Zusammenhang mit sächsischen Burgen des 10. Jh. im ostdeutschen Raum zu beobachten war. Feinchronologische Hilfsmittel auf Basis typologischer Reihen benachbarter Regionen sind aber solange kaum anwendbar, wie sich die friulanische Archäologie der detaillierten Erforschung der Keramik widersetzt und slawische Funde ausblendet, deren Erforschung eine der wichtigsten Aufgaben der frühmittelalterlichen Archäologie Mitteleuropas und angrenzender Regionen darstellt (STANA 1994, 1). Bisher geben im Friaul allein die sich im Material deutlich absetzenden Importgüter aus dem rheinischen Gebiet und Mittelitaliens Hilfestellung bei der Datierung.
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Die Burgen besaßen eine Schutzfunktion für die von ihnen kontrollierten Siedlungen im Umland und waren ein nicht unwesentlicher Bestandteil im Landesausbau und dem groß angelegten System zur Sicherung der Ostgrenze der Mark, des Königreiches Italien und der Passstrassen über die Julischen Alpen. Die zahlreichen Fehden des stark konkurrierenden friulanischen Kleinadels dürfen nicht darüber hinweg täuschen, dass die Burgherren immer Vasallen und Repräsentanten der geistlichen und weltlichen Reichsfürsten waren und einem übergeordneten Auftrag Folge zu leisten hatten.
Ob bei der Wahl der Standorte für die hochmittelalterlichen Burgen bereits existierende, ältere Bauwerke in funktionalem Zusammenhang mit dem langobardischen Limes/Tractus italicus/italiae per alpes genutzt wurden, war archäologisch noch nicht zus klären. Allein Sichtachsenbezüge der friulanischen Burgen untereinander und zu den Resten römischer Landaufteilung/-vermessung und Straßen sind heute noch nachvollziehbar. Sie legen nahe, dass die Limitation in der römischen Provinz Gallia cisalpina über die Spätantike hinaus auch noch im Mittelalter eine Grundlage für die Gestaltung der regionalen Verwaltungseinheiten darstellte. Da die Anlage einer Burg dieser Gliederung und rein strategischen Gesichtspunkten unterworfen war, entstanden Parallelen zu spätantiken Befestigungen und Wachtürmen, ohne dass eine ältere Belegung an den Standorten der Burgen vorhanden gewesen sein muss.
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