Prof. Dr. Georg Kossack gehörte zu den bedeutendsten deutschen Archäologen der letzten fünf Jahrzehnte. Er hat die prähistorische Archäologie über ein halbes Jahrhundert hinweg geprägt. Dabei hat er nicht nur die Positionierung des Faches in der heutigen Wissenschaftslandschaft maßgeblich vorangetrieben. Er stellt auch das Bindeglied zu den Pionieren der Forschung und den Anfängen der Prähistorischen Archäologie als universitäre Disziplin dar (Paul Reinecke, Gero v. Merhart).
Der wissenschaftliche Nachlass Georg Kossacks kam nach seinem Tode an das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt in Halle (Saale) und besteht aus einer umfangreichen wissenschaftlichen Fachbibliothek (Bücher und Sonderdrucke – zusammen etwa 20.000 Titel), sowie einem wissenschaftlichen Archiv (Korrespondenz, Akten und Materialsammlung – zusammen etwa 50.000 Seiten), das den gesamten Wirkungszeitraum und die Lebensstationen von Georg Kossack widerspiegelt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den Materialstudien zur Spätbronze- und Hallstattzeit. Der Nachlass Georg Kossacks spiegelt ein breites Spektrum seines Schaffens wider: die archäologische Materialsammlung lässt Ausgangspunkte späterer Arbeiten zur Hallstattzeit erkennen und ermöglicht einen Einblick in seine geographisch und thematisch breit angelegten archäologischen Fragestellungen. In den Korrespondenzen und Akten drückt sich Kossacks Werdegang, die Entwicklung seiner Projekte, aber auch seine herausragende Stellung im Fach aus. Die Reflexion forschungsgeschichtlicher Fragen zieht sich wie ein roter Faden durch die im Nachlass erhaltenen Archivalien.
Durch die Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft war es möglich, den umfangreichen Nachlass von Prof. Kossack für eine wissenschaftliche Aufarbeitung in wesentlichen Teilen zu erschließen. Das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt (Halle/Saale) hat 2008-2010 die systematische Erschließung und digitale Präsentation erarbeitet. Dies erfolgte in Kooperation mit dem Deutschen Archäologischen Institut (Berlin), der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts (Frankfurt/Main) und den Fachinstituten der Ludwig-Maximilians Universität München, der Universität zu Köln und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, finanziert mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
Die Erschließung des Nachlass Georg Kossacks ist Teil der ARACHNE-Datenbank (DAI, Berlin / Universität Köln) und soll den Bestand einem breiten Fachpublikum für zukünftige Forschungen zugänglich machen. ARACHNE bietet einen strukturierten „Wegweiser“ durch die vollständig digitalisierten archäologischen Materialien. Die Korrespondenz kann außerdem über das KALLIOPE-Portal (Staatsbibliothek, Berlin) recherchiert werden. Die wissenschaftliche Bibliothek ist durch die Bibliothek des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt (Halle/Saale) nachgewiesen.
Dieses Projekt hat Pilotcharakter für die „Öffnung“ archäologischer Gelehrtennachlässe als wissenschaftliche Quelle und verbindet die archäologisch wie forschungsgeschichtlich bedeutsamen Materialien. Der überragenden Bedeutung Georg Kossacks für die Prähistorische Archäologie soll auf diese Weise Rechnung getragen werden.