Bisher war Süddeutschland eher ein Mekka für paläolithische Kleinkunst wie die Elfenbeinfiguren aus Höhlen im Donautal. Steinzeitliche Höhlenkunst konnte jedoch in Deutschland - anders als in Frankreich oder Spanien, die berühmt sind für die großflächigen Gemälde in den Höhlen Chauvet, Lascaux oder Altamira - bisher noch nicht entdeckt werden.
Die im Auftrag des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege untersuchte Mäanderhöhle in der Nähe von Bamberg könnte dies nun jedoch ändern. Die dort entdeckten auffälligen Ritzungen schätzt der Archäologe und Geologe Bernhard Häck auf ein Alter von rund 12.000 Jahren, denn die schematischen Zeichnungen, die unter anderem Frauenkörper darstellen, erinnern an Funde in der Dordogne in Frankreich. Falls sich die Altersschätzung bestätigen sollte, würde es sich um den allerersten Fund steinzeitlicher Höhlenkunst in Deutschland handeln.
Nicht nur die rudimentären Aktzeichnungen könnten ein Hinweis auf den Verwendungszweck der Mäanderhöhle im Altertum sein. Der etwa fünf Meter lange Raum ist gefüllt mit natürlich entstandenen Kalkablagerungen, die an Brüste oder Penisse erinnern. Offenbar ließen sich die frühen Besucher dadurch zu ihren Gravuren inspirieren. Häck vermutet, dass die Höhle vermutlich Verbindung mit Fruchbarkeitsriten genutzt wurde.