Die bis zu 30.000 Jahre alten Felsgravuren gehören zu den ältesten Zeugnissen menschlichen Kunstschaffens. Sie zeigen Bilder von Tieren wie etwa dem ausgestorbenen tasmanischen Tiger und mythische Gestalten aus den religiösen Vorstellungen der Aborigines und ihrer Vorfahren. Die Anzahl der Petroglyphen wird auf mehrere Millionen geschätzt - allerdings sind nur die wenigsten davon bisher dokumentiert. Neben den Felsbildern gibt es auf der Burrup Halbinsel auch zahlreiche »Standing Stones« (Menhire), Steinkreise und andere Alignments. Wissenschaftler bezeichnen das Ensemble als ebenso wichtigen Bestandteil des Weltkulturerbes wie die Höhlenbilder von Lascaux. Der World Monuments Fund stufte Dampier als eines der 100 meist gefährdeten Denkmäler der Welt ein.
Bereits in den 1960er Jahren wurden für den Bau einer Erdgasanlage des Erdöl- und Gasgiganten Woodside Petroleum zahlreiche Felsen mit den urzeitlichen Bildnissen entfernt - sie liegen nun ungeschützt auf einer Deponie unweit der Anlage. Beim jetzt anstehenden Ausbau sollen weitere 200 Steine »verlagert«, d.h. ebenfalls auf einer Halde deponiert werden. Das kulturelle Erbe der Aborigines wird jedoch nicht nur durch den direkten Eingriff bedroht, sondern auch durch de verstärkten Ausstoss von industriellen Abgasen und Schadstoffen, der die Monumente innerhalb von wenigen Jahrzehnten vollständig zerstören könnte.
Obwohl die Anlage auch problemlos in einem bestehenden Industriegebiet etwa 40 km südlich gebaut werden könnte (wo sich keine kulturhistorischen Monumente befinden), wird mit dem Hinweis auf die dabei entstehenden höheren Kosten der Ausbau der Anlage bei Dampier vorangetrieben. Angesichts der großen Gewinne, die Woodside Petroleum dank des anhaltenden Rohstoffbooms erwirtschaftet, erscheint dieses Argument allerdings äußerst fadenscheinig.
Die Zerstörung dieses einzigartigen kulturellen und religiösen Monuments - Vertreter der Aborigines nennen es »unsere Bibel« - ist ein Skandal und sollte umgehend gestoppt werden. Hier wird (wieder einmal) Geschichte achselzuckend finanziellen Interessen geopfert. Eine von mehreren tausend Gegnern der Ausbaupläne unterzeichnete Petition an die Regierung des westaustralischen Bundesstaates fordert die Einstellung der Arbeiten. Auch wenn dadurch die aktuelle »Verlagerung« von 200 Felszeichnungen vermutlich nicht mehr verhindert werden kann, so kann doch jeder seinen Unmut über einen solch kaltblütigen Umgang mit dem kulturellen Erbe der Menschheit zum Ausdruck bringen, indem er diese Petition ebenfalls unterstützt: http://www.petitiononline.com/dampier/petition.html
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