Deutsche Bauforscher und Archäologen leiten Umweltfortbildung in Jordanien
Im Mittelpunkt stand die Information der örtlichen Bevölkerung und Organisationen über die neuesten Ergebnisse des Umm Qays Umland-Survey zur Landschaftsarchäologie rund um die antike Stadtanlage Gadara im Norden Jordaniens im Dreiländereck mit Syrien und Israel. Beteiligt waren auch Vertreter des jordanischen Antikendienstes (DoA), des Tourismusministeriums sowie u. a. Vertreter des Jugendclubs und der Schulen aus Umm Qays. Dabei wurden neu entdeckte römerzeitliche Steinbrüche, Wasserleitungen und Wachtürme sowie eine hellenistische Talsiedlung und Grabanlagen präsentiert. Bemerkenswert sind auch prähistorische Funde, die eine Besiedlung der Region vor über 50.000 Jahren belegen. Erste Forschungsergebnisse zur Klima- und Umweltgeschichte aus den dendrochronologischen Untersuchungen liegen ebenfalls vor und fanden großes Interesse bei den Bürgern der lokalen Gemeinden.
Wie Kulturerbe und Umwelt bewahren? – Aus- und Fortbildung
Ein zweiter Schwerpunkt des deutsch-jordanischen Arbeitstreffens lag auf der praktischen Ausbildung der Naturpark-Ranger und Touristenführer des Yarmouk Nature Reserve. Direkt im Umfeld des Yarmouk-Flusses, unweit des Schlachtfeldes von 636 n. Chr., der sog. Battle of Yarmouk, auf dem das islamische Heer die oströmischen Truppen entscheidend schlug, entsteht unter Leitung der jordanischen Royal Society for the Conservation of Nature ein neues Naturschutzgebiet. Prägend sind die größten Steineichenbestände des Landes, die durch Überweidung gefährdet sind. Anzutreffen sind gefährdete Tierarten wie arabische Gazellen, Schakale, Klippschliefer oder das Chukarhuhn. Erstmals soll hier im arabischen Raum ein integriertes sanftes Tourismusangebot mit Fokus auf Naturschutz und Archäologie entwickelt werden. Eine ganz wesentliche Zielgruppe vor Ort sind Kinder und Schüler, denen die eigene Geschichte vermittelt werden soll, um sie für ihr Kultur- und Naturerbe zu sensibilisieren. Dazu übten sich die Naturpark-Ranger und Touristenführer in prähistorischen Techniken wie Feuermachen mit Stein, Stahl und Zunder, Speerschleuderwerfen und Flintschlagen. Das erforderliche Equipment und Know-how stellten die deutschen Wissenschaftler den jordanischen Partnern zur Verfügung.
Wie geht es weiter?
Fernziel ist ein umfassender Management-Regionalentwicklungsplan und dessen Umsetzung mit Einbeziehung der lokalen Gemeinden zur Rettung und Bewahrung dieses faszinierenden Ökosystems in seinem historisch-archäologischen Kontext. Die landschaftsarchäologischen Untersuchungen im Rahmen des Umm Qays Umland-Survey sollen deshalb fortgesetzt werden, weitere Workshops und auch Schulbesuche sind geplant. Kooperationen mit der German-Jordanian University (GJU), der Alfred Toepfer-Akademie für Naturschutz sowie dem Jugendclub und den Schulen von Umm Qays werden vorbereitet.