Die jetzt im Wissenschaftsjournal PLoS ONE veröffentlichte Entdeckung gelang einem internationalen Archäologenteam in der Höhle Areni I im südwestlichen Armenien (Provinz Vayotz Dzor). Im stabilen kalten und trockenen Klima der Höhle hatte sich der Schuh extrem gut erhalten. Ein weiterer Grund für die guten Erhaltungsbedingungen war wohl eine dicke Schicht aus Schafsdung, durch welche die darunter liegenden Schichten quasi versiegelt waren.
Die Schuhgröße entspricht der heutigen europäischen Größe 37. »Ob der Schuh von einem Mann oder eine Frau getragen wurde, wissen wir nicht«, sagte Ausgrabungsleiter Dr. Ron Pinhasi vom University College Cork. »Obwohl er recht klein ist, könnte er gut einem Mann aus jener Zeit gepasst haben.« Der Schuh ist aus einem einzelnen Stück Rindsleder gefertigt, hat ein Futter aus Gras und ist an die Fußform des Trägers angepasst. Getragen wurde er ausweislich der Form am rechten Fuß. Ob das Futter zur Isolierung vor Kälte diente oder um den Schuh in Form zu halten, bleibt vorerst offen.
Von der Machart her gleicht der Urzeit-Schuh interessanterweise den sog. »Pampooties«, einer Schuhform, die noch bis in die 1950er Jahre auf den westirischen Aran-Inseln getragen wurden. »Tatsächlich gibt es eine große Ähnlichkeit in der Machart und im Stil dieses Schuhs und solchen, die in späteren Perioden in Europa verbreitet waren. Das deutet darauf hin, dass diese Art von Schuhen über tausende Jahre in einem großen und von den Umweltbedingungen her sehr vielfältigen Raum getragen wurde,« sagte Dr. Pinhasi.
»Wegen des guten Zustandes der Funde dachten wir zunächst, dass der Schuh und andere Gegenstände etwa 600 bis 700 Jahre alt seien«, so Dr. Pinhasi. »Erst als das Material von zwei Radiokarbonlabors in Oxford und Kalifornien datiert wurde, erkannten wir, dass der Schuh sogar ein paar hundert Jahre älter ist als die, die Ötzi, der Mann aus dem Eis, trug.« Drei Proben von verschiedenen Stellen des Schuhs waren untersucht worden und ergaben übereinstimmende Datierungen. Unkalibriert: 4725±32 BP (OxA-20581), 4708±32 BP (OxA-20582), und 4,700±20 BP (UCIAMS-65186). Damit ergibt sich ein Datierungszeitraum von 3627–3377 Cal BC, was zwar deutlich jünger ist als die älteste bisher bekannte Fußbekleidung (8.300 Jahre alte Sandalen aus der Arnold Research Cave in Missouri, USA), die allerdings aus pflanzlichem Material bestehen. Der Schlappen aus Armenien ist also der älteste Nachweis von Schuhwerk aus Leder.
Entdeckt hatte den Schuh die armenische Studentin Diana Zardaryan vom Armenischen Institut für Archäologie. Er lag nebem einem zerbrochenen Keramikgefäß und Hörnern einer Wildziege in einer Grube. In der Höhle fanden sich zudem zahlreiche chalkolithische Vorratsgefäße, deren Inhalt z.T. ebenfalls noch sehr gut erhalten war, sowie Herde, Mahlsteine und Obsidianwerkzeuge. Daneben gibt es Hinweise auf rituelle Aktivitäten sowie Kinderbestattungen in den hinteren Bereichen der Höhle.