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Archäologie Online Newsletter 17/2020

05.09.2020

 

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Nachrichten

Neue Kontroverse um die Himmelsscheibe von Nebra
Himmelsscheibe von Nebra

1.000 Jahre jünger und anderer Fundort?

Die Himmelsscheibe von Nebra ist der weltweit wohl bekannteste archäologische Fund Deutschlands. Sie gilt als älteste konkrete Darstellung astronomischer Phänomene und zählt seit 2013 zum UNESCO-Weltdokumentenerbe. Nach aktuellem Kenntnisstand wurde die Scheibe vor 3.600 Jahren auf dem Mittelberg bei Nebra zusammen mit weiteren bronzezeitlichen Objekten vergraben. Der Frankfurter Archäologieprofessor Rüdiger Krause und Rupert Gebhard, Direktor der Archäologischen Staatssammlung München, stellen die Datierung nun in Frage. Ihrer Ansicht nach stammt das Objekt aus der Eisenzeit und wäre damit rund 1.000 Jahre jünger. Sie zweifeln auch den Fundort auf dem Mittelberg an, womit »alle bisherigen astronomischen Interpretationen hinfällig« würden, wie sie in einer Pressemitteilung darlegen.

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Milchverträglichkeit hat sich in wenigen Tausend Jahren in Mitteleuropa verbreitet
Bisher wurden Gebeine von mehr als hundert Individuen auf dem Schlachtfeld entdeckt

Die menschliche Fähigkeit, auch nach dem Säuglingsalter Milch verdauen zu können, hat sich in Mitteleuropa in nur wenigen Tausend Jahren verbreitet. Das zeigen Ergebnisse eines internationalen Forschungsteams von Paläogenetikern unter Leitung der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU).

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Vor 7000 Jahren wurden in Arabien gigantische Monumente aus Stein errichtet
Blick entlang der Längsseite eines Mustatil-Baus

Neue archäologische Forschungen in Saudi-Arabien dokumentieren Hunderte von Bauwerken aus Stein, die als monumentale Stätten interpretiert werden, an denen frühe Viehzüchter Rituale durchführten. In einer neuen Studie, die in der Zeitschrift The Holocene veröffentlicht wurde, stellen Forschende der Max-Planck-Gesellschaft in Jena zusammen mit saudischen und internationalen Kollaborationspartnern die erste detaillierte Studie über "Mustatil"-Steinbauten in der arabischen Wüste vor.

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Künstliches neuronales Netz unterscheidet altsteinzeitliche Werkzeugsets
Eine retuschierte Steinspitze vom archäologischen Fundort Prospect Farm

Durch die Analyse von Werkzeugformen, welche häufig gemeinsam auftreten, ist es Forschern gelungen, ein künstliches neuronales Netz zu entwickeln, das zuverlässig Werkzeugsets der mittleren und späten Steinzeit in Afrika unterscheidet.

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Wie sich Neandertaler an das Klima anpassten
Keilmesser aus der Sesselfelsgrotte

Klimaveränderungen kurz vor ihrem Verschwinden lösten bei den späten Neandertalern in Europa eine komplexe Verhaltensänderung aus: Sie entwickelten ihre Werkzeuge weiter. Das hat eine Forschungsgruppe der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und der Università degli Studi die Ferrara (UNIFE) anhand von Funden in der niederbayrischen Sesselfelsgrotte herausgefunden.

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Mit künstlicher Intelligenz historische Dokumente entziffern
Mittelalterliche Handschrift

Stärkung der Digital Humanities: Universität Kiel wird Teil der internationalen READ-Genossenschaft

Nichts weniger als den Zugriff auf handschriftliche Quellen zu revolutionieren, hat sich die READ-COOP SCE zum Ziel gesetzt. Dafür entwickelt und betreibt sie gemeinschaftlich die digitale Transkribus-Infrastruktur zur automatischen Texterkennung von Handschriften. Um an der Entwicklung der zukunftsweisenden Technologie mitzuwirken und ihren Einsatz in Forschung und Lehre zu unterstützen, wird die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) auf Initiative der Universitätsbibliothek (UB) Teil dieser europäischen Genossenschaft.

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Jungsteinzeitlicher Ursprung der Tuberkulose durch Überreste eines schwedischen Bischofs bestätigt
Peder Jensen Winstrup, Tuberkel-Bakterien

Peder Winstrup, Bischof von Lund (Schweden), verstarb im Winter 1679 im Alter von 74 Jahren und wurde in der Krypta der Kathedrale von Lund beerdigt. Mehr als drei Jahrhunderte später liefern seine erstaunlich gut erhaltenen Überreste nun Einblicke in den Ursprung der Tuberkulose.

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C14-Methode: Radiokarbonuhr neu geeicht
Kieferstumpf aus der späten Eiszeit

Die Radiokarbondatierung wird genauer als je zuvor

Archäologen, Paläontologen und Geowissenschaftler: viele Wissenschaftler nutzen für die Altersbestimmung ihrer Fundstücke die Radiokarbonmethode. Die Exaktheit dieser Daten ist für sie von entscheidender Bedeutung. Fortschritte in der Analysetechnik und die Erweiterung und Verbesserung der Baum-, Tropfstein- und Sedimentarchive machen es möglich, dass diese Radiokarbonuhr von Zeit zu Zeit neu geeicht und verfeinert werden kann. Nach sieben Jahren hat jetzt ein internationales Wissenschaftlerteam die der Radiokarbondatierung zugrundeliegenden Kurven aktualisiert und neu berechnet.

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Die Syphilis grassierte wohl schon vor Kolumbus in Europa
Schädel mit Anzeichen einer treponemalen Infektion

Durch Kolumbus kam die Syphilis nach Europa – so die These. Eine Studie der Universität Zürich zeigt nun, dass sich Menschen in Europa bereits vor Ende des 15. Jahrhunderts mit der sexuell übertragbaren Krankheit infiziert haben könnten. Zudem wurde das Genom des Erregers einer bisher unbekannten Schwesterkrankheit entdeckt. Die Vorläufer aus der Familie der Syphilis könnten demnach 2.500 Jahre alt sein.

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Hoffnung auf neue Erkenntnisse
Grabungsarbeiten

Seit Juli 2020 graben Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) an der Pfarrkirche St. Walburga in Meschede (Hochsauerlandkreis). Bisher konnten sie komplexe Baustrukturen aus verschiedenen Jahrhunderten, Gräber und Hinweise auf einen größeren Brand dokumentieren. Die archäologischen Untersuchungen wurden im Zuge der geplanten Sanierung des Pfarr- und Jugendheims nötig.

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Schnelle Akzeptanz fremder Ernährungstradition im bronzezeitlichen Europa
Ausbreitung von Rispenhirse in Europa

Rispenhirse gelangte auf den Speisezettel

Nicht nur Metalle, hierarchische Gesellschaften und befestigte Siedlungen: In der Bronzezeit beeinflusste auch ein neues Lebensmittel die ökonomischen Transformationen vor ca. 3.500 Jahren. Dies belegen häufige archäologische Funde von Überresten der Rispenhirse (Panicum miliaceum L.). Eine aktuell im Fachjournal Scientific Reports veröffentlichte Studie der Universität Kiel zeigt, wie Rispenhirse im bronzezeitlichen Europa auf den Speisezettel rückte. Schon damals bestanden intensive Handels- und Kommunikationsnetzwerke, die eine erstaunlich schnelle Ausbreitung dieser neuen, fernöstlichen Kulturpflanze ermöglichten.

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Fund einer Jupitersäule mit seltener Reliefdarstellung
Grabungsleiter Dr. Martin Grünewald und Grabungstechniker Daniel Gansera vom LVR-ABR diskutieren die Verfüllung des römischen Brunnens

Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) hat am Rande des Tagebaus Hambach bei Kerpen-Manheim im Rhein-Erft-Kreis erneut einen römischen Brunnen mit bemerkenswerten Funden freigelegt. Im Inneren des wahrscheinlich vom 2./3. bis in das 5. Jahrhundert genutzten Brunnens konnte das Team des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland (LVR-ABR) Teile einer Jupitersäule freilegen, die Darstellungen von mehreren römischen Gottheiten zeigen.

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Kurz notiert

Künstliche Intelligenz hilft bei der Herkunftsbestimmung
Obsidianwerkstücke aus Xalasco bestehen aus einem Material, das in der Nähe der Fundstelle gefördert wurde

Künstliche Intelligenz ist besser als bisherige Softwareanwendungen in der Lage, den Ursprung archäologischer Funde aus naturwissenschaftlichen Untersuchungsdaten abzuleiten. Das zeigen der Marburger Physiker und Informatiker Dr. Michael Thrun und mexikanische Fachleute für Archäologie am Beispiel von Obsidianwerkstücken, die bei Ausgrabungen geborgen wurden. Das Team veröffentlichte seine Ergebnisse im Fachmagazin IEEE Access.

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Steinzeitreise im Taunus
Neolithische Siedlung auf dem Kapellenberg (Rekonstruktion)

Den Kapellenberg in Hofheim zu Fuß entdecken

Auf dem Kapellenberg wartet ab sofort eine besondere Attraktion auf Besucherinnen und Besucher: Der Archäologische Rundweg, der sich mit der bewegten Geschichte des Bergs beschäftigt, ist Ende August eröffnet worden. Die Spuren der Besiedlung reichen bis in die Jungsteinzeit zurück. Ein Höhepunkt ist die 6000 Jahre alte Wallanlage aus der Zeit der Michelsberger Kultur, die noch deutlich zu erkennen ist.

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Unterwasserarchäologie: Neues Dokumentationsverfahren vorgestellt
Beispiel für die hochgenaue Dokumentation eines Schiffsholzes

Die schnelle und genaue Dokumentation großer Schiffshölzer ist eine Herausforderung, an deren Lösung seit vielen Jahren mit unterschiedlichen Ansätzen gearbeitet wird.

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Jüdisches Ritualbad Mikwe in Worms bewahren
Die Treppe im Vorraum führt hinuter zum stark beschädigten Badeschacht

Die Mikwe in Worms zählt zu den ältesten erhaltenen jüdischen Ritualbädern in Europa, doch sie ist in einem schlechten baulichen Zustand. Das Institut für Steinkonservierung (IfS, Mainz) hat deswegen in einem von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) fachlich und finanziell mit 241.000 Euro geförderten Projekt unterschiedliche Verfahren getestet, um die historischen Putz- und Fugensysteme sowie Sandsteinoberflächen zu bewahren.

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Digitale Detektivarbeit an der Uni Graz
Dieses Fragment gehört zu einer syrischen Handschrift aus dem 5./6. Jahrhundert

Forscher vereinen Fragment und Handschrift nach 1000 Jahren

Es kommt nicht gerade häufig vor, dass es der Wissenschaft gelingt, ein verschollen geglaubtes Handschriftenfragment einem bestimmten Codex zuzuordnen. Den Uni-Graz-Forschern Ephrem Aboud Ishac und Erich Renhart ist es nun dank modernster Digitalisierungsmethoden gelungen, die obere Hälfte eines Pergamentblattes, das sich heute im Mesrob-Maschtots-Institut für alte Handschriften in Erevan, Armenien, befindet, als Teil einer syrischen Handschrift aus dem 5. oder 6. Jahrhundert zu identifizieren, die im Besitz der British Library in London ist.

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Neue Einträge im Guide

  • Projekt Iron-Age-Danube
    Das Projekt Iron-Age-Danube stellte monumentale archäologische Landschaften der älteren Eisenzeit aus Österreich, Ungarn, Slowenien und Kroatien in den Mittelpunkt, die durch befestigte Höhensiedlungen und große Grabhügelnekropolen aus der Zeit zwischen dem 9. und 4. Jahrhundert v. Chr. gekennzeichnet sind. In jenen Jahrhunderten war der Donauraum Teil eines kulturellen Phänomens, das als Ost-Hallstatt-Kreis bezeichnet wird. Die Website beinhaltet eine Datenbank, in der alle Fundorte ausführlich beschrieben sind.
  • Numismatik in Hannover
    Hannover bildet mit fünf Institutionen (Museum August Kestner, Historisches Museum Hannover, Landesmuseum Hannover, Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Numismatische Gesellschaft zu Hannover e.V.) einen Hotspot für münz- und geldgeschichtliche Forschungen in Deutschland. In den öffentlichen Sammlungen werden weit mehr als 165.000 Münzen und Medaillen sowie numismatische Objekte aufbewahrt. Um ihre Aktivitäten zu bündeln und den Standort Hannover für die Erforschung der Münz- und Geldgeschichte sowie den damit verbundenen Nachbardisziplinen weiter zu stärken, haben die Institutionen die Initiative »Numismatik in Hannover« gegründet. Auf der gemeinsam betriebenen Homepage findet man Ausstellungstips, einführende Artikel und Informationen zu den Aktivitäten der Institutionen.
  • Netmuseum - WebApp
    Netmuseum ist der digitale Museumsführer und Ausstellungskalender für Baden-Württemberg und erfasst alle 1300 von der Landesstelle für Museumsbetreuung registrierten Museen in Baden-Württemberg. Die gleichnamige WebApp bietet zwar nicht alle Funktionen, die das Onlineportal beinhaltet, dafür kann man sich aber in der mobilen Version aktuelle Ausstellungen und Museen in der Umgebung anzeigen lassen.
  • Archaeology in County Sligo
    Sehr schöne Zusammenstellung zahlreicher archäologischer Stätten im County Sligo (Irland) auf der offiziellen Homepage der Grafschaft.
  • Rathcroghan Visitor Centre
    Auf der Homepage des Besucherzentrums findet man kurze den Fundort erläuternde Artikel und Informationen zu den aktuellen Angeboten. Der archäologische Fundort Rathcroghan bei der heutigen Ortschaft Tulsk (County Roscommon, Irland) wird in den »Dindsenchas« (Sammlungen von Ortsnamenerklärungen Irlands aus mehreren mittelalterlichen Epochen) als der ehemalige Königssitz von Connacht genannt, einer der vier bzw. fünf ursprünglichen Provinzen des Landes.
  • READ COOP
    Entstanden aus einem Projekt um die Universität Innsbruck entwickelt und betreibt die europäische Genossenschaft »READ-COOP« die digitale Transkribus-Infrastruktur zur computergestützten Transkription und (semi-)automatischen Texterkennung handschriftlicher Dokumente. Dazu kommen noch Softwarelösungen für den Scan von Dokumenten und die Aufbereitung der Digitalisate für die Präsentation im Internet.
  • Prehistoric Waterford, Ireland
    Die private Homepage ist im Blog-Format gehalten und den prähistorischen Steindenkmälern der Grafschaft Waterford (Irland) gewidmet. Knapp 60 Denkmäler sind mittlerweile katalogisiert, wobei jeder Eintrag gut bebildert ist und jeweils eine Beschreibung sowie eine Wegbeschreibung (mit Link zu einer Karte) enthält. Dazu finden sich noch einige kurze einführende Artikel.
  • Archäologiemuseum im Schloss Eggenberg
    Das Archäologiemuseum im Schloss Eggenberg in Graz ist Teil des Universalmuseums Joanneum und präsentiert die archäologischen Funde aus der Steiermark. Auf der Website findet man Informationen zu den Ausstellungen, der Sammlung und zu den Forschungsprojekten des Museums.
 
 
 

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