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II. HEIDELSHEIMS ENTSTEHUNG

 

1. Die ersten geschichtlichen Zeugen: Funde und Handschriften

Für die Erforschung der Vorgeschichte, die sich nicht auf handschriftliche Zeugnisse berufen kann, spielen die Schätze, die der Boden durch die Jahrhunderte aufbewahrt hat, die wichtigste Rolle. Auch die Flurnamen, die an anderer Stelle auf ihren geschichtlichen Wert untersucht werden, geben wichtige Hinweise. Auf dem Martinsberg befindet sich ein altes Gräberfeld, das in wiederholten Ausgrabungen freigelegt wurde. Das nahe Beieinanderliegen dieses Friedhofes und der alten Martinskirche kann ein Beweis sein für das frühere Dasein einer Siedlung an dieser Stelle. Es ist anzunehmen, daß diese Kirche anstelle einer heidnischen Kultstätte erbaut wurde. Das würde auch einer Anordnung des Papstes Gregor d. Gr. (601) entsprechen, heidnische Kultstätten nicht zu zerstören, sondern in christliche umzuwandeln.
Nach der Ansicht der die Ausgrabungen leitenden Fachleute wurde dieser Reihengräber-Friedhof im 4. bis 7. Jahrhundert angelegt. Um 260 n. Chr. kamen die Alemannen in unsere Gegend und vertrieben die früheren Bewohner (Kelten) und die römischen Herren dieses Landes (Zehntland). 496 wurden die Eroberer von den Franken geschlagen, die nun von diesem Land restlos Besitz ergriffen und das Christentum einführten. Eine genaue Zeitbestimmung für das Gräberfeld war nicht möglich. Es kann sowohl noch aus der alemannischen als aus der fränkischen Besiedlungszeit stammen. Die sogen. heim-Orte zählt man zu den fränkischen Gründungen, zu denen etwa ein Drittel der Orte des Kraichgaus gerechnet werden kann.
Schon im Jahre 1866 und 1887 wurden Funde aus diesem Gräberfeld geborgen. Die erste planmäßige Ausgrabung wurde jedoch erst im Jahre 1896 vorgenommen, worüber Direktor Wagner in “Fundstätten und Funde im Großherzogtum Baden" berichtet: “Als 1896 für einen Hausbau die westlich vom Ort sich erhebende Lößwand 10m tief bis zum Straßenniveau abgegraben wurde, stieß man dabei auf zwei bis drei Gräber, denen zwei Eisenschwerter, eine Spatha (= langes, zweischneidiges Schwert) mit schmalem Griffknopf und ein Scramasax (= Hiebmesser), sowie eine Speerspitze, ein Pfeil mit Widerhaken und Reste eines Schildbuckels entnommen werden konnten. Es wurde bekannt, daß schon 1887 an derselben Stelle ähnliche Stücke von Eisenwaffen, Schwert, Speer und Schildbuckel gefunden worden waren. Geordnete Nachgrabungen, die ich 1896 vornahm, führten auf sechs von Osten nach Westen reihenweise liegende Gräber, die das Vorhandensein eines fränkischen oder alemannischen Reihengräberfriedhofs bezeugten, der sich

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nach Äußerung des Totengräbers auch noch in den nahe anstoßenden Kirchhof hineinzog, in welchem früher schon zwei gemauerte Gräber gefunden worden waren. Die Ausbeute war nicht sehr bedeutend; es fanden sich in Grab I bei dem Skelett eines etwa 14 jährigen Kindes farbige Ton- und Glasperlen am Hals, in Grab II (weiblich) ebenfalls Tonperlen, zum Teil noch in ursprünglicher Anordnung liegend, und ein unkenntliches Stück Blech, in Grab III (männlich) keine Beigaben, in Grab IV (weiblich) ein Messer, eine kleine Schnalle und ein (Finger-?) Ring aus Eisen, einige farbige Tonperlen, Reste eines Beinkammes und Stückchen einer Bronzefibel, die in Form der Schlangenfibel an ein Erzeugnis der Hallstattzeit erinnerte, in Grab V Messer und Eisenschnallen, in Grab VI eiserne Gürtelbeschläg-stücke mit Bronzenägeln und eine Eisenpfeilspitze mit kurzen Widerhaken." Diese Fundgegenstände, zu denen noch ein schon 1866 gefundener Scramasax gehört, befinden sich in den Sammlungen in Karlsruhe und Bruchsal. Sie geben Zeugnis von der hohen Kulturstufe, auf der sich diese Menschen in jener Zeit schon befanden. Wir können sie als die Gründer und ersten Bewohner unseres Ortes, als unsere Urahnen bezeichnen.
Im Jahre 1913 wurden wiederum Grabungen vorgenommen (Funde in Bruchsal), die ergaben, daß sich das Gräberfeld bis in den oberen Teil des heutigen Friedhofs erstreckt. Dabei muß aber berücksichtigt werden, daß der Friedhof erst später nach dieser Seite erweitert wurde. Im März 1937 wurden weitere fünf Gräber aufgedeckt, in denen neben gut erhaltenen Skeletten u. a. Ton- und Glasperlen und eine Gürtelschließe aus Bronze gefunden wurden. Die Gräber waren z. T. 2m tief in den Lößboden eingelassen. Schließlich ist zu erwähnen, daß vor Jahren auf dem Winterberg, also auch nahe der Stadt, ein Steinplattengrab geöffnet wurde. Da von dem Fund keine Anzeige erstattet wurde, konnte er nicht ausgewertet werden. In der Geologischen Karte Badens (l : 25 000) sind im Altenbergwald beim Eulenbuckel zwei Grabhügel eingezeichnet, die (nach Schnarren-berger) nur teilweise geöffnet wurden. Sie sollen aus der La Tene-Zeit (400—100 v. Chr.) stammen. Es wird erzählt, daß Bauern beim Pflügen im Altenberg schon wiederholt auf merkwürdige Steine wie von Mauerresten gestoßen seien. Daraus ist die Vermutung entstanden, daß Heidelsheim früher am Altenberg lag. Durch das Vorhandensein der zwei Grabhügel und nicht zuletzt durch den Gewannnamen selbst erhält diese Vermutung eine weitere Berechtigung.
Die Heidelsheimer Gemarkung wurde von einer Römerstraße durchzogen. Sie kam über den Spiegelberg von Ubstadt her und zog über Bretten, Knittlingen, Cannstadt, Augsburg nach Verona. Ob sich die Straße ins Tal hinabzog oder auf der Höhe blieb, ist heute nicht mehr zu entscheiden. Die letztere Lage ist bei den Römerstraßen bekanntlich sehr häufig. Der heute noch auf der Höhe der Gemarkungsgrenze entlangziehende Weg war noch lange ein Schmugglerpfad, der gerne benützt wurde, um verschiedene Staatsgebiete, die hier buntscheckig nebeneinander lagen, zu umgehen. Schließlich wurde hinter dem Schecken-bronner Hof, allerdings schon auf Obergrombacher Gemarkung, ein Gehöft aus der Römerzeit ausgegraben. Es handelte sich um eine alleinliegende Siedlerstelle.
In unseren Tagen erhellten neue Funde das Dunkel, das noch über die Besiedelungsgeschichte unserer Gemarkung gebreitet ist. Hier muß auf den eingehenden Bericht des Bezirkspflegers für vorgeschichtliche Funde, Herrn Wilhelm Bauer, Bruchsal, im Festbuch zum Heimattag in Heidelsheim 1952 verwiesen wer-

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den. Die i. J. 1951 vorgenommenen Grabungen im Altenbergteich gaben den Blick frei für die Fundamentmauern eines römischen Gebäudes von rd. 20 X 24 m Umfang. Es handelt sich wohl um die Siedlungsstelle eines römischen Kolonisators aus der Zeit der römischen Besetzung des sogenannten Zehntlandes hinter dem Limeswall.

Bild 3

Ausgrabungen i. J. 1951:
Grundmauer eines römischen Gebäudes im Altenbergteich
 

Die Ergebnisse von ebenfalls i. J. 1951 durchgeführten Grabungen im Altenberg führen uns in der Siedlungsgeschichte um einige tausend Jahre weiter zurück. Es wurden Bestattungsgruben aufgedeckt, die neben Gefäßteilen und Skelettresten zehn menschliche Schädel von Kindern und Erwachsenen enthielten, deren Alter in die Steinzeit zurückreicht, also etwa 4000 Jahre vor unserer Zeit. Einzelheiten über diese Funde enthält das oben genannte Festbuch. Früher gemachte

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Funde im Stübenmehl und Altenberg berechtigen zu der Vermutung, daß in jenem Gemarkungsteil in vorgeschichtlicher Zeit eine geschlossene Siedlung lag, die allerdings bis jetzt in keinen Zusammenhang mit dem späteren “Heydolfesheim" gebracht werden kann.
Zusamenfassend können wir sagen, daß in den ersten Jahrhunderten der christlichen Zeitrechnung schon eine Ansiedlung vorhanden war. Nur lag diese Siedlung offenbar auf dem Berg (Friedhof). Später scheint die Siedlung ins Tal verlegt worden zu sein, und zwar ist hier der älteste Teil der Stadtteil östlich des Stadttors (Altstadt), während der jüngere Teil (Vorstadt) westlich des Stadttores später entstand. Vielleicht wurde die Bergsiedlung durch Krieg oder Brand zerstört oder wegen einer sonstigen Katastrophe verlassen. Auch mag die Wasserversorgung eine Rolle gespielt haben. Vielleicht ist auch die Talsiedlung eine Gründung der christlichen Franken, die die Niederlassung der heidnischen Alemannen mieden. Letzten Endes wäre noch möglich, daß beide Siedlungen nebeneinander bestanden, bis die Talsiedlung sich als stärker und lebensfähiger erwies. F. Mone hält auch für möglich, daß auf dem Berg die Burg des Gründers oder Ortsherren lag und die Martinskirche die Burgkapelle war. Jedenfalls ist anzunehmen, daß bei Einführung des Christentums in unserer Gegend (6. Jhd.) die Bergsiedlung noch bestand und die Gründung der ersten christlichen Kirche erfolgte, jener Kirche, die nach der Sage von der frommen Kaiserin Helene erbaut worden sein soll.
Die älteste schriftliche Urkunde, die vom Bestehen unseres Ortes berichtet, befindet sich im Schenkungs- oder Grundbuch des Klosters Lorsch. Dieses Buch, der Codex Laureshamensis, ist für die Bestimmung des Alters vieler Orte des Kraichgaues von größter Wichtigkeit. Das Kloster Lorsch wurde im

Bild 4

Älteste Urkunde über Heidelsheim vom 26. l. 770
(aus Codex Diplomaticus Laureshamensis)

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Jahre 763 von Benediktinermönchen im Weschnitztal an der Straße von Worms nach Bensheim gegründet. Es erhielt die Gebeine des heiligen Nazarius und im Jahre 772 den Immunitätsbrief. Tausende von Schenkungen machten das Kloster bald zu einem der größten Grundbesitzer Süddeutschlands. Viele Leute unserer Gegend vermachten zu ihrem Seelenheil ihre Güter ganz oder teilweise diesem Kloster. Aus dem Jahre 766 finden sich in oben genanntem Schenkungsbuch Eintragungen von drei Orten des Kraichgaues, 769 sind es sieben, darunter Helmsheim, 770 sechs Orte, darunter Heidelsheim.
Im Jahre 770 hat also Heidelsheim gewissermaßen das Licht der geschriebenen Geschichte erblickt und kann damit bald auf ein 1200 jähriges Bestehen zurückblicken. Diese älteste Urkunde wurde am 26. Januar 770 ausgestellt und hat in deutscher Übersetzung folgenden Wortlaut: “Schenkung des Hamathio. Ich, Hamathio, schenke zum Heile meiner Seele an den hlg. Nazarius, was immer ich im Angelgau in Heidelsheim, Marcbodesheim und Mulnen offensichtlich habe an Hufen, Wiesen, Wäldern, Gewässern, Häusern, Baulichkeiten, außerdem dreißig mir vertragsmäßig zustehende Hörige. Festgesetzt im Kloster Laurisham 26. Jan., im Jahre 2 König Karls." Weitere Heidelsheimer Schenkungseinträge stammen aus den Jahren 774, 775, 777, 784, 850 und 855.
Noch andere Klöster hatten in Heidelsheim Besitzungen. Das Kloster Weißenburg hat nach seinem Schenkungsbuch dreimal Schenkungen von Heidelsheim erhalten. Im Jahre 991 raubte Herzog Otto, der Sohn des Herzogs Konrad, diesem Kloster mehrere Höfe, darunter einen solchen in Heidelsheim. Als Besitzer von Gütern und Zinsen tritt das Kloster Maulbronn in den Jahren 1233, 1254 und 1258 auf. Das Kloster Herrenalb hatte von 1277-1295 ebenfalls Besitzungen und Fruchtgefälle in Heidelsheim. In den Urkunden dieses Klosters treten auch die ersten Familiennamen von Heidelsheim auf, so Berthold Scholle (1281) und Gerhard (1289). Letzteren Familiennamen finden wir unter den berühmten Heidelsheimern wieder. Die Urkundenbücher der Klöster Hirsau sind für unsere Stadt von Bedeutung, weil in ihnen um 1150 ein Hugo de Heydolfesheim und dessen Bruder genannt werden. Es ist daraus zu entnehmen, daß vor der Erhebung zur Stadt hier ein Ortsadel ansässig war. Schließlich hatte das Frauenkloster zu Pforzheim noch Bodenzinsen in Heidelsheim (1451). Mit Ausnahme der letzteren verschwanden alle Besitzungen, Zinsen und Rechte von Fremden sehr bald wieder. Heidelsheim war Reichsstadt geworden.

2. Der Ortsnamen

An Hand dieser und anderer Urkunden läßt sich der Wandel in der Schreibweise des Ortsnamens feststellen. Bis in das 16. Jahrhundert erhält sich die Grundform Heydolfsheim mit wenigen Ausnahmen ziemlich rein. Auch das im Jahre 1521 zum dritten Male erneuerte Stadtsiegel zeigte noch diese Schreibweise. Allmählich ging aber doch die Erinnerung an die eigentliche Bedeutung des Namens, daß der Ort einst das Heim eines Heydolfs war, verloren, und die mundartliche Umformung machte daraus Heydelsheim. Diese Form tragen auch das Weistum der Stadt von 1540 und die späteren Stadtsiegel. Erst im 18. Jahrhundert wandelte sich das y in i, während die mundartliche Formung bei Heidlse blieb. Die verschiedenen Schreibweisen des Ortsnamens, zeitlich geordnet, sind:

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Heidolfesheim 770, Heidolfesheimer Marca 775, Hedolfisham 1083, Heidolfhem 1241, Heidolfesheim 1258, Hedelvsheim 1295, Heydolfesheim 1311, Heidolsheim 1324, Heydelßheym 1472, Heidelsenn 1504, Heidelsheim 1750.

3. Die Sage von Heidelsheims Entstehung

Kommen wir in der Untersuchung nach der Entstehung Heidelsheims weiter, wenn wir uns den Namen etwas näher anschauen? Heydolf ist ein germanischer Personennamen und kam auch später noch als Familiennamen vor (in Speyer im 14. und 15. Jahrhundert). Die Deutung, daß Heidelsheim die Gründung oder der Sitz eines Heydolf ist bzw. war, ist heute unbestritten und dürfte wohl die richtige sein. Es seien zunächst auch noch andere, ältere Deutungen erwähnt; z. B. Heidelsheim sei eine Gründung von Heiden; ferner, der Name käme von den wohlschmeckenden Heidelbeeren, die es hier einmal gegeben haben soll, aber heute nicht mehr gibt. Schließlich erwähnen wir noch, was Ph. Melanchthon in seiner “Chronica Carionis" dazu schreibt: “Heidelsheim hat den Namen von Helena, Kaiser Konstantins Gemahl, welche Kaiser Konstantini Magni (K. d. Große) Mutter gewesen". Helena lebte ca. 255-330 n. Chr.
Von dem vermutlichen Gründer Heydolf wird uns in einer alten Handschrift Näheres erzählt. Diese Handschrift soll von einem Mauritius Feßler aus dem Jahre 1412 stammen, der sich beruft auf Johannes Agricola, Kammersekretär des Kaisers und Pfalzgrafen Ruprecht (1400-1410). Um jene Zeit lebte in Heidelberg ein humanistischer Gelehrter Agricola. Agricola aber hatte seine Kenntnisse aus einem “großen volumie (= Band) Jodochs Sabeliona, so Caroli Magni (= Karls des Großen, 768-814) Gubernator (= Statthalter) in Austrien (östlicher Teil des fränkischen Reiches) war, welches anfangs auf Rinden geschrieben war". Eine ziemlich vorgeschichtlich und geheimnisvoll anmutende Sache! Hier erfahren wir also dann in knapper Darstellung, wie das damals vor sich gegangen ist. Schwierig ist nur die Zeitangabe zu enträtseln, die uns gleich am Anfang der wundersamen Geschichte entgegentritt, nämlich “anno mundi 3762". Das heißt: im Jahre 3762 nach Erschaffung der Welt. Ist hiermit die alte jüdische Zeitrechnung gemeint, dann wäre es das Jahr l n. Chr. Der Text lautet mit geringen, dem besseren Verständnis dienenden Änderungen also:
“Anno mundi 3762 war H e y d o l p h , ein Sohn Brenons aus Gallatia, einer Provinz in Griechenland, verjagt durch die syrischen Könige, kam mit viel Volk nach Hochdeutschland und erwarb die Gegend im Schwarzwald, zwischen Enz und dem Neckar gelegen, welche ihm zur menschlichen Wohnung geordnet, mit vielen schönen Flecken besetzt und bebaut wurde. Weil er samt den Seinen der griechischen Sprache mehr kundiger denn der deutschen war, wurden sie die Griechen und ihre inhabende Provinz der Griechengau genannt. Ihr erster Fleck ward Krekkingen genannt, von dem das Dorf Greckingen (Grötzingen) sie erbauten, auch Jecklingen (Jöhlingen), Rewlingen (Remchingen?), Kundeisheim (Gondelsheim), hernach Schluchtern. So erbaute Herzog Heydolf sich zum Stuhl H e y d o l f s h e i m, so anfangs eine große Stadt gewesen, in der Kaiser Konstantinus (regierte 323-337) eine Kirche gebaut. Anno dei 450 hat Attila, der Hunnenkönig, diese Stadt verschleißt, von der diese zwei Flecken Heydolsheim und Helmsheim, welche die Könige der Grafschaft im Kraichgau beigelegt. Als aber diese Graf-

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schaft im Kraichgau erblos worden, ist Heydolsheim mit vielen Flecken an das römische (= deutsche) Reich gefallen. A. d. 1222 übergibt Kaiser Friedrich II (1215 bis 1250) dem Markgrafen zu Baden Heydolsheim (?), so von dannen der Pfalz verpfändet wurde."
Aus dem Text entnehmen wir: l. Heidelsheim wurde im l. oder 2. Jahrzehnt nach Christi von Heydolf gegründet. 2. Unter Konstantin d. Gr. wurde die erste christliche Kirche in Heidelsheim erbaut. 3. Der Hunnenkönig Attila hat Heidelsheim im Jahre 450 zerstört. 4. Im Jahre 1222 kam Heidelsheim zu Baden (?).
In derselben umfangreichen Handschrift erhalten wir aber noch weitere Aufklärung: “Im Jahre nach Erschaffung der Welt 3690 (= 72 v. Chr.) hat H e y -m o n , ein mächtiger König der Hohen- und Niederdeutschen, die Gegend im Odenwaldschen Gebirge erstlich zur menschlichen Wohnung gemacht. Dieser Hey-mon zeugete B r e n n o n, Brennon aber zeugete die zwei deutschen Herzöge, als Heydolfum und den 0 t t m a n n. Diese zwei Brüder teilten das Land durch das Los. Ottmann aber bekam die andere Seite des Neckars, die nach seinem Namen Ottowald genannt wurde." Heymon sei ein Bruder Würthons gewesen, von dessen Burg das württembergische Land und Fürstenhaus seinen Namen habe. Ferner habe Brennon mit den Schwaben und Burgundern im Jahre 3699 (= 63 v. Chr.) Griechenland erobert. An einer anderen Stelle lesen wir, Brennon oder Brennonis sei ein “mächtiger alemanischer Fürst" gewesen. So geht das etwas kunterbunt durcheinander. Es ist daher ganz interessant, wie nach einer anderen Stelle derselben Handschrift die oben schon einmal geschilderte Einwanderung in den Kraichgau von statten ging. Es heißt da: “Heydolphus war der Sohn des mächtigen deutschen Herzogs Brennonis, welcher Rom belagert und erobert und den Römern großen Schaden getan (anno mundi 3762), Asiam in seine Gewalt gebracht und in Griechenland seinen Stuhl gesetzt hatte. Als Brennon starb, führte sein Sohn Heydolpho das Regiment mit seinem Bruder Ottomano. Als sie aber von dem syrischen König in Griechenland, so sie lange Zeit gehabt, verjagt worden, kamen sie nach Alemaniam und eroberten etliche Gegend im Schwarzwald . . . Heydolphsheim war der andere Flecken, welchen Heydolph im Kraichgau erbaute (anno mundi 3782), in dem die fromme Kaiserin St. Helena eine christliche Kirche und das königliche Haus Helmßheim erbaute (a. d. 310). (Von Eusebius, dem Biographen Konstantins, wissen wir, daß Helena an vielen, auch kleineren Orten Kirchen erbauen ließ.) Diesen Flecken hat Carolus zerstört, davon der Flecken Heydelsheim und das Filial Helmsheim erwachsen sind. Heydelßheim haben die Könige in Frankreich, so dieser Zeit Alemanio inne hatten, dem Grafen zu Eberstein beigelegt. Die Grafen verpfändeten es aber dem Grafen zu Baden. Er wuchs endlich durch Pfandschilling an die Kurpfalz am Rhein." Weiter wird uns noch mitgeteilt, daß Heydolfs Söhne Brethon und Wyseslaus die Städte Bretten und Wiesloch gründeten.
Wieviel Wahrheit und Dichtung in diesen Schilderungen enthalten sind, wird nicht aufzuklären sein. Die Darstellung enthält viele Widersprüche und Unwahrscheinlichkeiten. Wie dem auch sei, durch diese Handschrift besitzen sowohl Heidelsheim wie einige andere Orte wenn auch keine Entstehungsgeschichte so doch eine Entstehungssage.

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Bild 5

Die befestigte Stadt nach Merian 1645

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